aprilscherze : Lustig auf Kosten unseres Knutchens
Was den Rheinländern der Karnevalszug, ist dem Rest der Republik sein Aprilscherz. Da trauen sich an sich humorlose Unternehmen, politisch hochbrisante Themen wie die Klimakatastrophe oder gar sich selbst aufs Korn zu nehmen.
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
Die Grüne Liga etwa will Alligatoren im Stechlinsee aussetzen, und die Fluggesellschaft Condor will in ihren Fliegern über den Sitzen Höhensonnen einbauen. Der Freistaat Thüringen will Hunde per Handy fernsteuern, und Ikea ein holzpelletbetriebenes Auto auf den Markt bringen. Der Umweltschutzverband Nabu wiederum macht Biertrinkern schlechte Laune, weil er ihnen vorrechnet, dass die Kohlensäure im Gerstensaft nicht das deutsche Gemüt, sondern die Atmosphäre aufheizt. Das ist alles ganz lustig, hält aber noch nicht mal einen Tag.
Die Süddeutsche Zeitung allerdings glaubte, mit ihrem Aprilscherz den Vogel abzuschießen: Sie verkündete auf ihrer Website, dass unser Knutchen meistbietend versteigert werden soll.
Also, bitte schön, was weiß eine Münchner Zeitung schon vom Berliner Herz? Unser Knutchen unter den Hammer – niemals! Eher versinkt der Fernsehturm, weil der Berliner Sand unter ihm wegrutscht, eher wird das Brandenburger Tor grasgrün gestrichen und vor dem Reichstag ein Straßenstrich für alleinerziehende Mütter eingerichtet – mit Kinderbetreuung im Plenarsaal –, als dass wir unseren Knut hergeben würden. Der hat schon ganz andere Falschmeldungen durchgestanden, wie zum Beispiel jenen Märzscherz von den Tierschützern, die ihn killen wollten.
Der Aprilscherz spiegelt nur eins: den Niedergang des Journalismus. Schnelle Recherche, schnelle Nachricht, schnelles Geld. – Am Ende war alles nicht so gemeint. Na dann!