zöllners vorschlag
: Mehr Praktika machen Sinn

Anscheinend kommt die Politik ein kleines Stück in der Realität an. Schulsenator Zöllner will SchülerInnen durch längere Betriebspraktika zu besseren Leistungen in der Schule motivieren, auch für Realschüler und Gymnasiasten könnte das schon bald gelten. Der Vorschlag sollte jedoch noch erweitert werden – um den Begriff „häufiger“.

KOMMENTAR VON DORIS BENJACK

Schüler, die mit 15 Jahren zum ersten Mal ein zweiwöchiges Praktikum absolviert haben, beklagen häufig, dass sie gerade erst verstanden haben, wie die Firma so „tickt“. Im besten Fall wollen die Schüler gerne länger bleiben; im schlechtesten Fall hat es ihnen dann schon gereicht, Regale zu füllen oder auf dem Amt Papiere zu kopieren.

Mindestens drei Pflichtpraktika pro Jahr, die auch in der gleichen Firma abgeleistet werden könnten, würde dem Wunsch nach Berufserfahrung nachkommen. Längere und häufigere Praktika sollten auch für Mittel- und Oberstufenschüler Pflicht werden. Denn Orientierungslosigkeit und die bekannten Lese-, Schreib- und Rechenschwächen der Heranwachsenden gibt es dort genauso.

Zu wünschen ist, dass die Betriebe mitziehen. Das ist nicht sicher: Schulpraktikanten machen viel mehr Arbeit als die „großen Praktis“; der (Aus-)Nutzfaktor ist viel geringer.

Klar ist, dass das Schulsystem runderneuert werden muss – mit kleineren Klassen und motivierten Lehrern. Auch das zeigen die Praktika: Gefallen sie auch nur ansatzweise, wollen die wenigsten SchülerInnen in die Schule zurück. Das Praktikum bietet Bestätigungsmöglichkeiten für die jungen Leute, die oft in der Schule von Misserfolgen, Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt werden.

Doris Benjack betreut seit 13 Jahren die PraktikantInnen der taz