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Archiv-Artikel

Mähdrescher gefährden Rebhühner

WILDTIERSCHUTZ Im Mai beginnt die Brutzeit der Rebhühner. Aber die zunehmende Flurbereinigung zerstört den Lebensraum der seltenen Vögel. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert nun Schutzmaßnahmen

Je monotoner die Landschaft wird, desto stärker ist der Bestand der seltenen Rebhühner gefährdet

Der Bestand der Rebhühner geht in Deutschland immer weiter zurück und mittlerweile steht der Vogel auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten. „Nur noch in ganz wenigen Regionen kann man regelmäßig Rebhühner beobachten“, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Und es ist keine Besserung in Sicht.

Verantwortlich für den Rückgang sei die intensive Landwirtschaft, denn durch die Flurbereinigung und das Verschwinden kleiner Bauernhöfe hat die Größe der Felder enorm zugenommen. Damit gibt es immer weniger Grenzlinien mit Büschen und hohem Gras, in denen Rebhühner Schutz vor Greifvögeln und Nahrung für die Küken finden können. „Monotone, ausgeräumte Landschaften und der Einsatz von Pestiziden spielen beim Bestandsrückgang der Feldhühner eine immens große Rolle“, sagt Kinser. Der Einsatz von Insektiziden vernichtet außerdem das Futter der Küken, also die Insekten.

Ein weiteres Problem für den Bestand der Tiere sind die rotierenden Messer der Mähdrescher. „Mehr als 500.000 kleine und große Wildtiere finden jedes Jahr auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen durch Mähmaschinen den Tod“, sagt Jens-Peter Kiel. Er leitet eine Forschungsstudie zum Thema Mähtod von Wildtieren. Fünf Millionen Hektar Fläche seien in Deutschland als landwirtschaftlich genutztes Grünland ausgewiesen. „Das sind fünf Millionen Hektar Lebensraum für Wildtiere wie Rehe und Feldhasen oder Wiesenbrüter wie den Kiebitz“, sagt Kiel. Auch deren Nachwuchs werde wie beim Rebhuhn leicht zum Opfer der Mähdrescher. „Denn gerade mitten in der Brut- und Aufzuchtzeit vieler Tierarten beginnt die Mähsaison“, sagt Kiel.

Für Wildtiere, die im Mai Junge bekommen, wäre es das Beste, die Mähzeit zu verschieben. Vogelbruten wie die des Rebhuhns, Kleinsäuger und Amphibien könnten aber schon dadurch gerettet werden, dass die Wiesen nicht tief gemäht werden, sondern auf einer Schnitthöhe von 15 cm stehen bleiben.

Kiel setzt auch auf neue Techniken, um Wildtiere zu schützen. So können beispielsweise Ultraschallgeräte an den Mähmaschienen die Tiere aus den Wiesen vertreiben oder Suchgeräte mit Infrarot-Sensoren, die über die Körperwärme der Tiere deren Standort verraten, die Tiere vor dem Mähtod retten. (taz)

Tipps für den Wildtierschutz gibt es im Ratgeber „Stoppt den Mähtod“ der Deutschen Wildtierstiftung