: Marode Studentenbuden
SANIERUNGSSTAU In niedersächsischen Wohnheimen fehlt das Geld für nötige Modernisierungen. Laut Studentenwerk fehlen insgesamt 85 Millionen Euro
VICTOR PERLI, DIE LINKE
Bei den Studierendenwohnheimen in Niedersachsen herrscht Sanierungsstau: Wie aus einer Antwort von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, fehlen den Studentenwerken in Hannover, Göttingen und Braunschweig derzeit rund 85 Millionen Euro für Sanierungen und Modernisierungen.
2008 hatte das Land den Studentenwerken Wohnheime samt Grundstücke geschenkt. Sanierung und Bauunterhaltung, heißt es jetzt vom Wissenschaftsministerium, seien „originäre Aufgaben“ der Studentenwerke. Für die Sanierung von Wasserleitungen oder Sanitäranlagen fehlen allein in Braunschweig gut 48 Millionen, in Göttingen mehr als 16 Millionen und in Hannover 20,4 Millionen Euro. Zuschüsse plant das Wissenschaftsministerium mit Verweis auf die bisherige Förderung nicht: 14,5 Millionen Euro zahlt Niedersachsen den Studentenwerken jährlich. 2009 wurden 4,2 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II für Sanierungen bewilligt.
Von einem „Riesenproblem“ spricht der Linken-Hochschulpolitiker Victor Perli: „Am Ende bezahlen die Studierenden, was eigentlich öffentliche Aufgabe ist.“ Beim Studentenwerk Hannover spricht man von einem „bedenklichen Systemwechsel“. Das Land ziehe sich immer mehr aus seiner Daseinsvorsorge zurück, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Burghardt Dierker-Ochs. In Hannover hatte das Studentenwerk die Beiträge für die Studierenden erst Ende 2010 erhöht – um ein Sanierungsprogramm für die ältesten Wohnheime zu finanzieren. Zuschüsse hatte das Land zuvor abgesagt.
Perli warnt, viele Studierende könnten wegen des doppelten Abiturjahrgangs und der Aussetzung der Wehrpflicht im Wintersemester keine Wohnheimplätze bekommen. 7.500 zusätzliche Studienplätze richtet Niedersachsen ein – viele Wohnheime sind aber schon jetzt überlastet. „Die Behauptung der Landesregierung, das Angebot sei bedarfsgerecht“, sagt Perli, „ist falsch“.
Das Wissenschaftsministerium weist die Kritik zurück: Man fördere „erkennbar im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten“, sagt Sprecher Rüdiger Fischer. Wofür die Gelder eingesetzt werden, liege aber in der Verantwortung der Studentenwerke selbst: „Das sind klassische Managementaufgaben im Rahmen der Selbstverwaltung“, sagt Fischer. TERESA HAVLICEK