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KOMMENTAR: HENNING BLEYL üBER DEN BAHNHOFSVORPLATZAbonniert auf Bebauung

Die langjährige Definition eines großen Teils des Bahnhofvorplatzes als „Investorengrundstück“ hat offenbar unauslöschliche Spuren in den Köpfen der Entscheider hinterlassen: Man ist auf Bauen abonniert. Die planerische Festlegung verhinderte zudem, dass der Platz etwas anderes werden konnte als das Asphalt-Provisorium, das nun als leicht überbietbare Nicht-Alternative zu einer Bebauung herhalten muss.

Es ist ein grundlegender Fehler der Bremer Stadtentwicklungspolitik, die prominente Fläche nie als Platz ernst genommen zu haben – nie gab es etwa einen Wettbewerb, um dessen Potenziale jenseits der Baugrubenlogik zu entwickeln.

Dabei ist der aktuelle Elan der Bau-Befürworter durchaus verständlich: Natürlich macht es sich, zum Beispiel, gut für einen Senatsbaudirektor, eine lang klaffende vermeintliche Lücke zu schließen und dafür einen echten Dudler zu bekommen. Andererseits wissen die Bremer durch das Beispiel des Weser-Tower längst, dass das Klingeln mit dem Namen eines Top-Architekten nicht notwendig zu herausragender Architektur führt. Die Visualisierung des derzeitigen Planungsstands am Bahnhof skizziert eine solide Anlage, die sicher nicht schlechter ist als das, was man auch von anderen Innenstädten her kennt. Aber eben nicht mehr.

Annehmbare Bürohausarchitektur reicht nicht aus, um den Bahnhofsvorplatz von dem anderer Städte zu unterscheiden. Womit die Stadt hingegen wuchern könnte, ist die Größe des Areals: Mit einer grünen Visitenkarte dieser Dimension hätte Bremen ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Es ist bemerkenswert, wie wenig ausgerechnet die Grünen dem Grün in der Innenstadt zutrauen. Vom Bausenator über den Ortsamtsleiter bis zum Sprecher des Beirats Mitte sitzen sie in der Frage der Platzgestaltung sozusagen am Drücker – und setzen auf Stein.

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