: Klimaschutz von oben
ENERGIEVERBRAUCH Osnabrück will Luftaufnahmen mit Wärmebildkameras machen, um zu sehen, wessen Dächer in der Stadt nicht ganz dicht sind
Der Osnabrücker Stadtrat will seinen Bürgern aufs Dach schauen. Per Wärmebildkamera sollen im Winter Luftaufnahmen von allen Häusern der Stadt gemacht werden, um den Eigentümern die schlechte Dämmung ihrer Gebäude vor Augen zu führen.
Energieverluste sind auf Thermobildern auf einen Blick erkennbar. Wo Wärme ausströmt, sind Fassaden und Dächer knallrot gefärbt. Die Bilder könnten deshalb ein optischer Anreiz sein, um Eigentümer für Investitionen in die Warmedämmung zu sensibilisieren, sagt Stadtsprecher Sven Jürgensen. „Wir wollen das Interesse an einer Beratung wecken.“
Osnabrück hat sich im Klimaschutz hohe Ziele gesetzt: Bis 2050 sollen der Energieverbrauch um die Hälfte und die Treibhausgasemissionen um 95 Prozent reduziert werden. „Das kann nur erreicht werden, wenn auch die Bürger zur Einsparung von Energie und CO2 motiviert werden können“, sagt Jürgensen. Die Stadt bietet schon jetzt Energie-Beratungen an und erhofft sich von der Aktion mehr Interessenten.
Die Kosten für den Einsatz entsprechender Flugzeuge schätzt die Stadt auf 40.000 bis 70.000 Euro. „Das Geld könnte auch genutzt werden, um bereits interessierten Eigentümern eine qualifizierte Thermografieaufnahme zu bezuschussen“, regt Karin Merkel von der Verbraucherzentrale Niedersachsen an. Denn die Wärmebilder aus der Luft seien nicht viel mehr als eine Marketingaktion. „Es ist ein gutes Mittel, um Aufmerksamkeit für Energiesparmaßnahmen zu schaffen“, sagt Merkel, „aber die Aufnahmen aus großer Höhe sind nicht aussagekräftig.“
Noch müssen die Ratsfraktionen dem Einsatz des Thermofliegers zustimmen. Ralf ter Veer von der Piraten-Fraktion ist skeptisch – allerdings nicht wegen der Qualität der Thermobilder. Er fürchtet vielmehr deren durchschlagenden Erfolg: „Es könnte zu einer Sanierungswelle und dadurch zu steigenden Mieten kommen“, sagt ter Veer. Dabei müssten viele Studenten und junge Familien wegen steigender Kosten schon heute an den Stadtrand ausweichen. „Trotz Klimaschutz muss die Stadt für alle bewohnbar bleiben.“ REA