: Der Spitzenreiter kämpft mit Wachstumsproblemen
BANANEN Die Frucht gilt als Erfolgsklassiker des Fairen Handels, hat aber bio-faire Schattenseiten
Sie ist die Nummer eins der globalen Exportfrüchte: die Banane. Hierzulande ist sie nach dem Apfel zudem die am meisten verzehrte Frucht: 1,16 Millionen Bananen wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2013 nach Deutschland eingeführt, der Pro-Kopf-Verbrauch liegt demnach bei knapp acht Kilo jährlich. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Ecuador, Kolumbien und Costa Rica, wo über 80 Prozent der Bananen für den deutschen Markt produziert werden.
Auf den Bananenplantagen Mittel- und Südamerikas entwickelten sich unter dem Einfluss mächtiger ausländischer Unternehmen jene prekären Arbeits- und Produktionsbedingungen, die immer noch nachwirken.
Bis heute zeigen sich gerade im Bananenanbau und -handel die Verwerfungen und asymmetrischen Machtverhältnisse im Welthandel – und wie er sich verändert: Weiterhin werden auf den Plantagen meist niedrige Löhne bezahlt, Unmengen von Pestiziden eingesetzt oder eine gewerkschaftliche Organisation der Produzenten unterbunden. Doch neben den internationalen Bananenmultis sind längst Supermarktketten und Discounter ins Geschäft eingestiegen – darunter die deutschen Branchengrößen Metro, Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Penny und Netto. Sie haben „in den letzten Jahren ihre Macht in der Wertschöpfungskette von Bananen extrem ausgebaut“, heißt es in dem neuen „Dossier Bananen“ von Fairtrade Deutschland. Um angesichts eines harten Wettbewerbs ihre Gewinnmargen aufrechtzuerhalten, geben multinationale wie deutsche Unternehmen „den Druck an nationale Lieferanten, unabhängige Produzenten und Landarbeiter in Produzentenländern weiter“. Weil insbesondere durch Frischobst und -gemüse neue Kunden gewonnen werden, gibt es auch bei Bananen einen Preiskampf zwischen den deutschen Supermärkten, deren Folgen häufig die Arbeiter auf den Plantagen tragen müssen. Hier setzt der Faire Handel an: Eine Reihe sozialer, ökonomischer und ökologischer Kriterien müssen für eine Zertifizierung erfüllt werden.
Neben einem Fairtrade-Mindestpreis erhalten die meist in kleinen Kooperativen organisierten Produzenten auch eine Prämie, über deren Verwendung im Rahmen einer Generalversammlung entscheiden. Damit wird zum Beispiel der Aufbau oder Erhalt von Schulen und Krankenhäusern oder Erwachsenenbildung finanziert. Durch das Fairtrade-System sollen sich die Einkommen der Produzenten mittelfristig einem „existenzsichernden Minimum“ nähern. Dass dieses Ziel noch nicht immer erreicht wird, wird auch im „Dossier Bananen“ kritisch angemerkt.
Unstrittig ist dagegen, dass Bananen inzwischen das absatzstärkste Fairtrade-Produkt in Deutschland sind: 2013 wurden hier 32.000 Tonnen der gebogenen Frucht verkauft – 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor –, was einen Anteil von 5 Prozent vom Gesamtvolumen auf dem deutschen Markt ausmacht. Doch die steigende Nachfrage hat auch im Fairtrade-Bereich ihre Schattenseiten: So entstehen beim „fairen“ Bananenanbau zunehmend größere Landwirtschaftsbetriebe. Laut Institut Südwind in Bonn führt das dazu, dass die Kooperativen zum Teil schlecht bezahlte Erntehelfer einstellen. Und das steht klar im Widerspruch zum Ziel des fairen Handels, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Produzenten des Südens zu verbessern (taz vom 4. September 2014).
Der Banane an und für sich droht allerdings auch Gefahr von ganz anderer Seite: Die Sorte „Cavendish“, die fast ausschließlich in unseren Supermärkten erhältlich ist, wird zunehmend von einer Pilzkrankheit befallen. Zur Eindämmung werden noch mehr Pestizide eingesetzt. Hier zeigen sich die Risiken des Anbaus einer einzigen Sorte in Monokulturen. Wenn er sich auf den nachhaltigen Anbau verschiedener Sorten spezialisiert, könnte das allerdings eine Chance für die weitere Entwicklung des Fairen Handels sein. OLE SCHULZ