Billigsaufen im „Café Röwekämp“

Große Aufregung um Wahlkampf-Party der Jungen Union Bremen, für die mit „Kurze 0,5 Euro“ geworben wird

Niemand dachte am sonnigen Gründonnerstag noch an Wahlkampf, da schreckte eine Vier-Zentimeter-Balkenüberschrift in der Bild-Zeitung die CDU auf: „Junge Union lädt zum BILLIG-SAUFEN ins Café Röwekämp“. Rita Mohr-Lüllmann, die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, erholt sich gerade am Chiemsee, wo sie in aller Frühe von der Nachricht überrascht wurde. Sie hatte jüngst proklamiert: „Alkohol muss teurer werden, damit Jugendliche keinen Anreiz mehr zum Vieltrinken haben.“ Bild hatte das genüsslich zitiert. Und dann das: Die JU Bremen lädt zur Party ein, „Bier 1,50 Euro, Kurze 50 Cent“ steht auf der Werbe-Postkarte. „Mehr als unglücklich“ findet Mohr-Lüllmann das, „so geht es ja gar nicht“. Und fragt sich, ob man bei der JU nicht über die Wirkung der Wahlwerbung nachdenke. Sie jedenfalls, als gesundheitspolitische Sprecherin, wolle sich dafür einsetzen, dass auf der JU-Sause nur Bier angeboten würde.

Das findet auch der Landesvorsitzende der Jungen Union, Dennis Ugurcu. Er saß in Bremerhaven an seiner Doktorarbeit, als ihn die Nachricht ereilte. Aus der Schlagzeile seien schon die Konsequenzen gezogen, teilt er mit: „Es werden keine Kurzen angeboten“, das habe er mit dem Bremer JU-Kreisvorsitzenden Michael Jonitz geklärt.

Das sah Jonitz am Donnerstag Vormittag allerdings noch nicht so. Immerhin ist er mit dem Bremer Stadtverband der JU der Gastgeber der Party. Vier Türsteher seien engagiert, Jugendliche unter 18 müssten ihren Personalausweis am Eingang abgeben, damit um 24 Uhr problemlos sichergestellt werden kann, dass das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. Erst ab 24 Uhr werde es dann „Kurze“ für einen halben Euro geben – nichts Hochprozentiges, versichert Jonitz, an „Saure“ sei gedacht. Man könne Jugendlichen nicht vorschreiben, was sie trinken dürfen.

Auch CDU-Parteisprecher Carsten Meyer wusste am Donnerstag noch nichts von einer Korrektur der Getränke-Karte. „Wir werden sehr genau hinschauen“, versichert er, „dass alkoholisierten Jugendlichen nichts mehr verkauft wird“. Bei den „Kurzen“ gehe es eher um „Liköre“, Kleiner Feigling und so.

Bremens JU-Chef Jonitz versteht die Aufregung nicht ganz. Seit 20 Jahren veranstalte die JU solche Partys im Wahlkampf, nie habe es Probleme gegeben. Nichtalkoholische Getränke gibt es übrigens auch, sagt er auf Nachfrage – deren Preise stehen allerdings nicht auf der Werbe-Postkarte: Die Cola oder Fanta kostet nur einen Euro. kawe