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Archiv-Artikel

Fairtrade-Produkte gefragt: Umsatz wächst um 27 Prozent

WELTHANDEL Außer Aldi Nord bieten alle Supermärkte fair Gehandeltes an. Auch in Cafés wächst Angebot

BERLIN taz | Die Verbraucher in Deutschland haben 2010 bedeutend mehr Produkte aus fairem Handel gekauft als im Vorjahr. Der Wert der Waren mit dem Fairtrade-Logo stieg um 27 Prozent auf 340 Millionen Euro, wie am Dienstag der gemeinnützige Verein TransFair mitteilte. Die Organisation vergibt in der Bundesrepublik das internationale Siegel, das hierzulande auf der großen Mehrheit der fair gehandelten Produkte zu sehen ist.

Allerdings bleibt der Fairtrade-Anteil am Wert aller vom Einzelhandel verkauften Waren mit rund 0,1 Prozent sehr gering. Immerhin tragen 4 Prozent der Biobananen, knapp 2 Prozent des Kaffees und 2,4 Prozent der Rosen das Fairtrade-Siegel.

Das starke Umsatzwachstum begründete TransFair vor allem damit, dass nun 18.000 statt im Vorjahr 15.000 gastronomische Betriebe Fairtrade-Produkte anbieten. Die Kaffee-Kette Starbucks etwa stellte im März 2010 in Deutschland und Europa alle Getränke auf Espresso-Basis auf Fairtrade-Espresso um. Dazu kam unter anderem, dass im April der Textildiscounter Adler dauerhaft Produkte aus Fairtrade-Baumwolle ins Sortiment aufnahm. „Außer Aldi Nord gibt es keine Supermarktkette mehr, die auf Fairtrade-Kaffee verzichtet“, sagte TransFair-Sprecherin Claudia Brück. „Fairtrade ist ein glaubwürdiges Mittel, um soziale Verantwortung zu demonstrieren.“ Kritiker bemängeln jedoch, dass etwa Lidl mit Fairtrade-Artikeln sein Image aufpoliere, aber mit seinem Kerngeschäft weiter Sozial- und Umweltstandards verletze.

Höhere Löhne

Der faire Handel soll bessere Bedingungen für Bauern und Arbeiter in Entwicklungsländern sicherstellen. Deshalb müssen Importeure bei den meisten Produkten einen festgelegten Mindestpreis garantieren. Liegt der Marktpreis wie derzeit bei Arabica-Kaffee darüber, gilt der Marktpreis. Dazu kommt eine Fairtrade-Prämie, die die Produzentenorganisationen in soziale und wirtschaftliche Projekte investieren sollen. Die Löhne müssen mindestens so hoch sein wie die regionalen Durchschnitts- oder die gesetzlichen Mindestlöhne. All das kontrolliert das Zertifizierungsunternehmen Flo-Cert.

Manche Organisationen wie Gepa, Banafair und dwp verkaufen nach eigenen Angaben ebenfalls Produkte aus fairem Handel, aber teilweise ohne das Fairtrade-Siegel. Sie haben eigene Standards und Logos. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Nicole Maisch, forderte stattdessen „ein staatliches Nachhaltigkeitssiegel“. JOST MAURIN