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Archiv-Artikel

unterm strich

Es besteht noch Hoffnung. Das Berliner Stadtschloss lässt sich noch verhindern. Das dürfte die Konsequenz aus den Äußerungen des Kulturstaatsministers Bernd Neumann (CDU) sein, der am Wochenende ankündigte, die Stadt Berlin werde sich finanziell am geplanten Wiederaufbau des Stadtschlosses beteiligen müssen. Dabei könne „Berlin nicht außen vor bleiben. Das können wir auch gegenüber den anderen Ländern nicht vertreten“, sagte Neumann Spiegel-Online. Der rot-rote Berliner Senat hatte nach der gescheiterten Haushaltsklage vor dem Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr seine Zusage von 80 Millionen Euro für den Wiederaufbau zurückgezogen. Neumann sprach sich für einen weitestgehend durch Bundesmittel finanzierten Aufbau aus. Ein Schlossaufbau mit deutlicher privater Beteiligung sei wohl nicht zu erreichen. Ein Gutachten des Bauministeriums geht von 480 Millionen Euro Baukosten aus. Damit wird das Ganze wohl auf sich warten lassen. Denn man kann guten Gewissens davon ausgehen, dass Berlin keine 80 Millionen Euro auftreiben wird.

Vernünftiges Dresden! Gerade einmal rund 500 Menschen haben am Sonntag an einem „Osterspaziergang“ für den Erhalt des Unesco-Welterbetitels „Dresdner Elbtal“ teilgenommen. Zu der Veranstaltung auf den Elbwiesen hatte eine Bürgerinitiative aufgerufen. Versammlungsort war die Stelle, an der die umstrittene Waldschlösschenbrücke über die Elbe entstehen soll. Daran beteiligten sich auch mehrere Künstler mit eigenen und klassischen Texten wie dem „Osterspaziergang“ aus Goethes „Faust“. Am späten Abend kamen noch einmal Menschen an beiden Ufern der Elbe zusammen, um über 500 Kerzen anzuzünden. Kurz: Die Gegner des Baus der Elbschlösschenbrücke machten all das, was man von ihnen auch erwarten konnte: das ewige Quatsch-Argument von der Bedrohung der (alten) Kultur durch die (neue) Barbarei mit gleichfalls ewigem Kitsch der dazugehörigen Protestform (Lichterkette, Dichterlesung) zu beantworten. Wir können es nur noch einmal betonen: Bloß weil etwas alt ist, ist es nicht automatisch schön! Das Leben geht weiter! Dresden hat ein Recht auf Gegenwart!