: Bildungspaket hilft bei Inklusion
SONDERSCHÜLER Hamburg stellt 108 Pädagogen für Integration ein. Das Geld kommt aus Berlin. Die große Sonderpädagogik-Reform soll erst 2012 kommen
In Hamburg haben behinderte Kinder gemäß einer UN-Konvention seit einem Jahr das Recht, eine Regelschule zu besuchen. Mehr als die Hälfte der Eltern machen seither bei der Schulanmeldung der betreffenden Kinder davon Gebrauch. Doch die Schulen klagen über die mangelnde zusätzliche Ausstattung von nur 1,5 Sonderpädagogenstunden pro Kind in der Woche.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) will deshalb nach den Sommerferien Erzieher und Sozialpädagogen in die Klassen schicken. Die Zahl der mit zwei Kräften besetzten Unterrichtsstunden werde so verdoppelt bis verdreifacht. „Das entlastet auch die Klassenkameraden, da viele der Kinder extrem verhaltensauffällig sind“, sagte Rabe. Bezahlt werden die 108 Stellen im Wert von 4,8 Millionen Euro aus dem Bildungspaket des Bundes für arme Kinder.
Eine Zweckentfremdung der Mittel sei dies nicht, betonte der SPD-Politiker. Der Gesetzgeber in Berlin habe dieses Geld für Sozialpädagogen vorgesehen und eine solche Nutzung ausdrücklich erlaubt. Zwischen den Beeinträchtigungen im Bereich Lernen, Sprache und emotionaler Entwicklung und dem Umfeld, in dem ein Kind aufwachse, bestünden enge Wechselbeziehungen. Rabe: „Viele Schüler an Sonderschulen haben Behinderungen, die in einem anderen sozialen Umfeld therapiert oder gar nicht aufgetreten wären.“ Die SPD sei überzeugt, dass diese Kinder in gemischten Gruppen sehr gut lernen könnten.
Die Stellen, für die drei Jahre Geld fließt, werden auf verschiedene Weise verteilt. Jene Schulen, die bereits Integrationsklassen haben, bekommen 1,5 Wochenstunden pro Förderkind. Die übrigen Klassen erhalten drei Wochenstunden. 18 Sozialpädagogen sollen als „Feuerwehrkräfte“ für besonders schwierige Fälle bereit stehen. Außerdem bekommen 13 neue Stadtteilschulen je einen eigenen Sozialpädagogen.
Rabe nannte das Paket nur eine „Sofortmaßnahme“, um die Lage zu entspannen. Zum Schuljahr 2012/13 werde es ein ganz neues Konzept geben. In dem sollen alle Resourcen der diversen Fördermodelle, die es in Hamburg gibt, gebündelt werden. Da die Kinder in den Sonderschulen sukzessive wegbleiben, schloss Rabe Schließungen nicht aus. Die dort arbeitenden Pädagogen würden aber dringend gebraucht. Und auch bei klugem Ressourceneinsatz brauche man „weitere Mittel“.
Die GAL-Politikerin Stefanie von Berg kritisierte die Verschiebung des Konzeptes auf 2012. „Der Weg war geebnet.“ Rabe könnte auf Planungen der Grünen zurückgreifen. Und der CDU-Politiker Robert Heinemann warnte vor einer Zweckentfremdung der Bundesmittel. Diese dürften nicht „in den Elbvororten“ landen. KAIJA KUTTER