Seit 30 Jahren unsterblich

Als Bob Marley am 21. Mai 1981, 10 Tage nach seinem viel zu frühen Tod mit einem Staatsbegräbnis in Jamaica geehrt wurde, schien das letzte künstlerische Wort gesprochen zu sein. „Redemption Song“, der letzte Track auf seiner letzten LP „Uprising“ (1980), ausgerechnet dieser absolut untypische akustische Folksong, geschrieben bereits in Kenntnis der unerbittlichen Krebsdiagnose, sollte fürs erste der esoterische angehauchte Schlußpunkt einer außergewöhnlichen Karriere sein. In einer Zeit, in der Jamaica in politischem Chaos versank, die offene und rohe Gewalt vor niemandem Halt machte (Marley selbst wurde 1976 während eines Überfalls auf sein Haus angeschossen) und viele Reggaekünstler offen Partei für oder gegen bestimmte Politiker ergriffen, schien Marley, der weltweit gefeierte Popstar über den Dingen zu schweben. Mehr als einmal waren er und seine Musik das Vehikel für Versöhnungsgesten zwischen ansonsten blutig zerstrittenen Parteien. Die apokalyptischen Visionen seiner Kollegen aus den späten 1960ern und gleichzeitigen Parabeln auf jamaicanische Tagespolitik waren seine Sache nicht, die Songtexte blieben immer vage genug, um eine gewisse Distanz zum konkreten politischen Anlass zu erlauben. Der von lokalen Größen wie Junior Byles, Delroy Wilson und Jimmy Cliff mißtrauisch beobachtete internationale Erfolg Marleys hängt neben den „europäischen“ Arrangements nicht unwesentlich auch mit dieser Distanz zusammen. Nichtsdestotrotz waren Marleys Alben mit Bedacht konstruierte und verschlüsselte Kommentare an denen sich grundsätzliche Stimmungsumschwünge leicht messen lassen. Die Titel alleine sind programmatisch, wenn auch nicht selten zweideutig.

Das schließlich 1983 erschienene aus unveröffentlichtem Studiomaterial zusammengezimmerte posthume „Confrontation“ lebt hingegen vornehmlich vom Mythos, dessen Dimension schon auf dem Cover deutlich wird, wo Marley als St. Georg den Drachen, Sinnbild für das verdorbene Babylon, bekämpft. Eine Perle jedoch findet sich jedoch unter dem etwas lieblos produzierten Nachlass: „Buffalo Soldier“, eine gesungene Geschichtsstunde für schwarzes Selbstbewußtsein und eines der erfolgreichsten Lieder Marleys überhaupt. Den seinerzeit im drogeninduzierten Dauerdelirium versunkenen jamaicanischen Musikpapst, Lee „Scratch“ Perry, hatte sein früherer Schüler und Protegé spätestens da als das unsterbliche Gesicht einer ganzen Musik ersetzt und – überlebt.

Wegen des 30. Todestages Bob Marleys zeigt die Zyankali Bar, Großbeerenstr. 64, am 11. Mai, ab 19 Uhr unter dem Motto „Buffalo Soldier“ diverse Konzertvideos auf Großleinwand. KRT