Iran: Der reinste Bluff : KOMMENTAR VON BAHMAN NIRUMAND
Drei Tage lang schürten Rundfunk und Fernsehen im Iran die Spannung auf die „frohe Botschaft“, die Präsident Mahmud Ahmadinedschad zum „Nationalen Atomtag“ verkünden wollte. Am Montag war es so weit. Der mediengierige Präsident erklärte vor unzähligen Kameras: „Mit Gottes Hilfe und den unermüdlichen Bemühungen unserer Wissenschaftler sind wir im Club der Atommächte angekommen.“
Haben wir das nicht schon einmal gehört? Es war doch genau vor einem Jahr, als Ahmadinedschad mit viel Tamtam sein Volk „die Ankunft im Club der Atommächte“ feiern ließ. Doch so hohl sich die Ankündigung damals erwies, so hohl war sie am Montag. Tatsache ist, dass der Iran nicht nur von der Atombombe, sondern selbst von der Fähigkeit, den industriellen Brennstoff für die friedliche Nutzung der Atomenergie herzustellen, weit entfernt ist. Dies bestätigen – mit Ausnahme des israelischen – sämtliche Geheimdienste und Forschungsinstitute. Ahmadinedschads „frohe Botschaft“ ist nichts als Bluff – ein weiterer Versuch, die Massen, die ihm scharenweise davonlaufen, zurückzuholen.
Tatsächlich wird es für den Radikalislamisten Ahmadinedschad immer enger. Die Zahl seiner Kritiker, auch aus dem islamischen Establishment, und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung nehmen immer mehr zu. Was ihn retten kann, sind außenpolitische Konflikte: je heftiger, desto besser. Diese Konfliktstrategie scheint im Westen, insbesondere in den USA, willkommen zu sein. Jede Provokation der Radikalen aus Teheran liefert neuen Stoff, um das Bild Irans als „gefährlichsten Feind des Weltfriedens“ weiter auszuschmücken und die Öffentlichkeit psychologisch auf einen möglichen Militärangriff auf den Iran vorzubereiten.
Aus Sicht der USA geht es nämlich keineswegs allein um den Atomkonflikt – diesen hätten sie längst durch direkte Verhandlungen mit Teheran lösen können. Es geht vielmehr um die Rolle Irans in der gesamten Region: im Irak, im Libanon, in Palästina und Afghanistan. Und es geht um die Hegemonie der USA im Nahen und Mittleren Osten. Man fragt sich, was George W. Bush tun würde, wenn es Ahmadinedschad nicht gäbe.
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