„Wir haben günstigere Angebote“

Acht deutsche Stadtwerke wollen Eon, RWE und Co gemeinsam die Kunden abjagen. Doch dazu müsse die Politik auf einen fairen Wettbewerb achten, sagt Kurt Mühlhäuser

KURT MÜHLHÄUSER, 63, ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München. Unter seiner Führung schaffte das Unternehmen den Sprung in die Gewinnzone. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hat er sich immer wieder gegen die Privatisierung der Energieversorgung eingesetzt. NF

taz: Herr Mühlhäuser, warum wollen sich die Stadtwerke jetzt zusammentun?

Kurt Mühlhäuser: Der Wettbewerb in Deutschland leidet darunter, dass es nicht ausreichend potente Wettbewerber gibt. Wir finden, dass die Stadtwerke München und die sieben anderen großen kommunalen Stadtwerke, die sich zu den 8KU zusammengeschlossen haben, diese Rolle übernehmen könnten.

Ihr Kollege von den Stadtwerken Hannover spricht schon davon, die Stadtwerke als fünfte Kraft am Markt hinter den vier großen Versorgern zu etablieren.

Zusammengenommen gilt das natürlich. Aber jedes der acht großen Stadtwerke wird weiterhin alleine antreten, es soll keine Fusionen geben. Wir wollen gemeinsam unsere Interessen vertreten, um mit den Konzernen bundesweit in einen fairen Wettbewerb treten zu können.

Was wollen Sie denn, was die großen Konzerne nicht wollen?

Die Politik muss vor allem darauf achten, dass der Wettbewerb erhalten bleibt. Zum Beispiel beim Netzanschluss für neue Kraftwerke. Die großen Versorger haben vorgeschlagen, diejenigen zu bevorzugen, die ihre Vorhaben zuerst angemeldet haben – das sind natürlich sie selbst. Und auch sonst sind die Interessen nicht immer gleich.

Zum Beispiel?

Die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung ist vor allem ein Anliegen der Stadtwerke. KWK-Anlagen, die die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme als Heizenergie nutzen, werden vor allem in Städten gebaut, wo die kommunalen Stadtwerke zentral vor Ort und die Leitungswege zum Kunden relativ kurz sind. Für die großen Energieversorger sind sie darum nicht so interessant wie für uns. Sie schonen aber die Ressourcen und verringern den CO2-Ausstoß. Zudem fördern sie den Wettbewerb.

Den nutzen auch die Konzerne. Eon und RWE wollen ihnen mit Billigmarken einheizen.

Lange haben die großen Vier den Strom- und Gasmarkt in Deutschland unter sich ausgemacht. Das Ergebnis: hohe Preise für die Verbraucher und wenig Wettbewerb für Eon, RWE, EnBW und Vattenfall. Doch jetzt sollen die vier Platzhirsche Konkurrenz bekommen. Die acht großen Stadtwerke wollen bundesweit in den Wettbewerb einsteigen. „Wir wollen uns als fünfte Kraft am Markt positionieren“, formulierte der Chef der Stadtwerke Hannover, Michael Feist, das Ziel. Zu diesem Zweck hat er gemeinsam mit den Stadtwerken München, Darmstadt, Frankfurt am Main, Mannheim, Nürnberg, Köln und Leipzig die „8KU“ gegründet, was für „acht kommunale Unternehmen“ steht. Insgesamt gibt es in Deutschland ungefähr 700 Stadtwerke. NF

Ich finde diesen Wettbewerb gut. Bisher haben ja letztlich die Gerichte beim Gas über den richtigen Preis entschieden. Da ist es mir lieber, der Markt entscheidet das. Beim Strom konnten unsere Kunden ja schon länger wählen, jetzt haben sie mit einem neuen Angebot auch im Gasbereich eine Alternative. Wir wollen unsere Kunden durch unser Preis-Leistungs-Verhältnis halten und nicht dadurch, dass sie nicht wechseln können. Außerdem haben wir günstigere Angebote.

Eon verspricht, immer unter dem Stadtwerke-Preis zu liegen. Wie wollen Sie denn das noch unterbieten?

Indem wir flexibel reagiert und unsere Preisstruktur angepasst haben. Eon liegt zwar unter unserem allgemeinen Tarifpreis, den wir für alle anbieten. Immer mehr unserer Kunden nutzen jedoch vor allem bei der Gasversorgung unsere neuen Vertragspreise, die unter denen von Eon liegen. NICOLAI FICHTNER