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Archiv-Artikel

Bischöfe denken über Kinder nach

Die katholischen Bischöfe diskutieren, ob sie ihren Segen zum Ausbau der Kinderbetreuung geben. Grüne und SPD fordern Rücktritt von Krippengegner Mixa

BERLIN taz ■ Die katholischen Bischöfe wollen mit einer Stimme sprechen. Bis morgen diskutieren sie, wie sie es nun mit den Kinderkrippen halten. Am Wochenende will Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Bischofskonferenz, die gemeinsame Position bekannt geben.

Die Bischöfe stehen nicht nur deshalb unter Erklärungsdruck, weil sich die Kirche als Instanz in Fragen des Familienlebens begreift. Die Kirche ist auch ein wichtiger Träger von Kindertagesstätten. Grüne und SPD fordern nun den Rücktritt des vielzitierten Militärbischofs Walter Mixa. Der Bischofs sei aufgrund seiner Äußerungen nicht mehr tragbar, so der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold. Der Augsburger Bischof, einer breiten Menge erst seit seiner „Gebärmaschinen“-These bekannt, spart nicht mit markigen Worten. Die Pläne von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Zahl der Plätze für Kinder unter drei Jahren auf 750.000 aufzustocken, seien „gegen die Würde der Frau“, sagte er vor Beginn des Treffens. Sie würden Mütter dazu drängen, frühzeitig in die Industrie zurückzukehren. Lehmann aber konterte prompt. Mixas Meinung sei nur eine aus dem Kreis der Bischöfe, sagte er am Dienstag. Insgesamt seien die Differenzen zu den Plänen der Ministerin nicht so groß. Konsensfähig ist offenbar eine Position, die den Begriff der „Wahlfreiheit“ ins Zentrum rückt. „Eltern müssen selbst entscheiden können, wie sie ihre Kinder erziehen können“, sagte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen diese Woche im ZDF. Die Bischöfe seien für die Wahlmöglichkeit unter „gleichen finanziellen Bedingungen“.

Der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gehören 71 Bischöfe und Weihbischöfe an. Sie trifft sich zweimal im Jahr, erlässt Dekrete – und verständigt sich über Positionen zu aktuellen Fragen.

Einer immerhin wäre glücklich, wenn sich die Bischöfe in Worten und Taten an der Kita-Offensive beteiligten: Frank Jansen, Geschäftsführer des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder. „Ich würde mir wünschen, dass die Bischöfe einen umfassenden Kitaausbau unterstützen“, sagte er der taz. Das traditionelle Familienbild sei innerhalb der Kirche nicht so verbreitet, wie es den Anschein habe. Sein Verband, in dem 8.000 der 10.000 katholischen Kindertagesstätten organisiert sind, tritt für einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab zwei Jahren ein. „Krippen sind wichtig für die frühkindliche Bildung. Mit einem Ausbau alleine ist es nicht getan. Wir müssen die Kitas qualitativ aufstocken.“ Am Samstag wird er sehen, wie weit er bei diesen Zielen auf den Rückhalt der Bischöfe setzen kann. COSIMA SCHMITT