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Archiv-Artikel

„Potenzial nicht genutzt“

ABSCHIED Zur Eröffnung der Rindermarkthalle macht das Projekt Keimzelle eine Schlussveranstaltung

Anke Haarmann

■ 46, ist Künstlerin, Kuratorin und Theoretikerin und arbeitet ehrenamtlich für das Projekt Keimzelle.

taz: Frau Haarmann, wie finden Sie die neue Rindermarkthalle?

Anke Haarmann: Ich war noch nicht drin, aber ästhetisch ist es schade, dass ein gewisses Potenzial, was diese Halle eigentlich als Industriedenkmal hat, nicht ausgeschöpft wurde. Es geht in dieser Halle nicht um ein schönes Gebäude, sondern um Konsum. Politisch gesehen finde ich die Halle ein stadtteilgestalterisches Problem, weil da das Potenzial einer hoch engagierten Anwohnerschaft nicht genutzt wurde.

Was hätten Sie sich anstelle der nun eröffneten Halle gewünscht?

Wir hätten uns gewünscht, dass nicht von oben entschieden wird, was da reingehört. Richtig ist, dass das Viertel Nahversorgung will. Aber es braucht keine 13.000 Quadratmeter dafür.

Was wäre für das Viertel gut?

Es will Orte, wo man für kulturelle und soziale Belange hingehen kann und es will mehr Grün. Man hätte die Rindermarkthalle eher kleinteilig für möglichst viele kleine Betriebe und Unternehmen nutzen können. Dann hätte das ein unglaubliches Leben entfaltet.

Das Projekt Keimzelle macht sich stark für mehr gemeinschaftlichen Gartenanbau in der Stadt. Was hatte die Keimzelle mit den Planungen für die Rindermarkthalle zu tun?

Zum einen gab es massive Forderungen nach mehr Grün, nach Stadtgärten und Gemüseanbau. Zum anderen ist das Grün auch als Potenzial für eine soziale Stadt zu sehen. Das ist ein Ort, wo man sich trifft und miteinander redet, auch mit Leuten, die aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten kommen.

Warum heißt Ihre heutige Veranstaltung „Das Ende der Utopie“?

Weil mit der Eröffnung der alten Rindermarkthalle als Konsumtempel der gewollte Planungsprozess gestorben ist.

Was heißt das für die Zukunft der Keimzelle?

Wir wurden politisch zu einem hübschen Symbol, das für Touristenströme und Hamburg Marketing attraktiv ist. Es wird aber nichts dafür getan, wofür die Keimzelle eigentlich steht. Deshalb werden wir morgen anfangen, unseren Garten im Karoviertel abzubauen und damit das Projekt zu beenden. Das tut dem Viertel weh, aber die Keimzelle wird politisch nicht ernst genommen und wir wollen so ein Zeichen setzen.

INTERVIEW: JELENA MALKOWSKI

„Das Ende der Utopie“: 16.50 Uhr, Keimzelle im Karoviertel, Ölmühlenplatz