Wochenübersicht: Musik : Meike Jansen hört auf den Sound der Stadt
Zeichnete sich das Leben in den letzten Jahren in Kreuzberg noch dadurch aus, dass man zur Aufnahme kultureller Nahrung des öfteren den Kiez verlassen musste, drohen die KreuzbergerInnen – ich inklusive – aufs Schrecklichste zu verkiezen und faul zu werden. Engstirnig aber noch lange nicht. Denn heute Abend wird Josephine Fosters mit gebrochenen Interpretationen von Schubert- und Schumannliedern bezaubern, bei denen sie schon mal die Fuzzgitarre einsetzt, ohne die Lieder komplett zu verzerren. Ich bin gespannt, wie „A Woolf In Sheep’s Clothing“, das aktuelle Album rund um die deutsche Romantik, live kommt. Am Sonntag müsste man sich noch nicht mal einen neuen Ort suchen, sondern einfach wieder zurück zum Festsaal radeln, wo Deerhoof ihr aktuelles und wohl geradlinigstes Album vorstellen. Nichtsdestotrotz ist das Trio aus San Francisco ihrem experimentellen Sound treu geblieben, witzelt abgeklärt, swingt um die reizende Stimme von Frontfrau Satomi Matsuzaki herum und gestaltet den postmodernen Hörraum mit Rockwänden und allerlei schrägem Interieur aus. Schöner wohnen für die Ohren. Ohne Ikeastil, dafür mit schickem Second Hand aufgemotzt. Ick freu mir! Dienstag könnte einen die Neugier dann bis an die Grenze zu Friedrichshain treiben, was noch derselbe Bezirk, aber eben nicht der gleiche Kiez ist. Deswegen stehen geblieben und rein ins 103. Mit Synthies, Drumcomputern und Gitarren schaffen 120 Days aus Norwegen auf ihrem Debütalbum bemerkenswert treibende, düstere Atmosphären, in denen psychedelische Kräfte im Spiel sind. Besagtes Album wurde in Norwegen 2006 zum Album des Jahres gekürt und auf dem Sonar Festival und in Reading machte das Quartett auch schon auf sich aufmerksam. Ich kann leider nicht da sein, fahre nach Köln. Man muss ja mal raus. Schade eigentlich.