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Archiv-Artikel

„Ein Platz mitten im Leben“

Gedenken an Bücherverbrennung in Hamburg

Von LPZ
Helga Obens

■ 65, Buchhändlerin, ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises „Bücherverbrennung – Nie wieder!“.

taz: Frau Obens, wo in Hamburg haben die Nazis 1933 missliebige Bücher verbrannt?

Helga Obens: In Eimsbüttel zwischen dem Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer und dem Isebekkanal ist ein Kinderspielplatz, am Ende liegt der Platz. Also mitten im Grünen. In den Hügel sind Gedenkplatten mit Namen der Hamburger Schriftstellerinnen eingelassen, deren Bücher am 15. Mai 1933 verbrannt wurden.

Warum hat sich Ihre Initiative 1981 für Gedenktafeln dort eingesetzt?

Die meisten von uns kamen aus Buchhandel und Verlagsbereich. Wir wollten einen Platz haben, wo man etwas veranstalten kann. Mit dem Bezirksamt Eimsbüttel gab es ein paar Unstimmigkeiten wegen des Textes auf den Gedenktafeln, aber schließlich einigten wir uns. Mit unseren Forderungen nach einem Gebrauchsplatz waren wir als Initiative in Deutschland die Ersten.

Was passiert seither auf dem Platz?

In den ersten Jahren haben wir kleine Lesungen gemacht. Seit 2000 organisieren wir jährlich eine Veranstaltung zum Jahrestag der Bücherverbrennung. Außerdem gibt es Bänke, rundherum spielen die Kinder – es ist also ein Platz mitten im Leben.

Hat sich der Platz als Ort des Gedenkens bewährt?

Je länger Erinnerungen zurück liegen, desto präsenter werden sie. Heutzutage interessieren sich viel mehr junge Leute für das Thema als früher. Auch Jugendliche mit migrantischem Hintergrund versuchen zu begreifen, was passiert ist, das ist phänomenal. Wir machen weiter – auf verschiedensten Wegen. Der Platz ist eine Grünfläche und wird immer eine bleiben.

INTERVIEW: LPZ

Hamburg liest gegen das Vergessen: 11–19 Uhr, Gedenkplatz, Isebek-Kanal, Kaiser-Friedrich-Ufer/Heymannstraße