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Archiv-Artikel

Libyen-Flüchtlinge benötigen dringend Hilfe

VEREINTE NATIONEN Nato und EU sollen nach dem Willen der UN auch Bootsflüchtlinge aus Libyen retten. Bislang sollen 800 Menschen ertrunken sein. Neue Kämpfe im Osten und Nato-Angriffe auf Tripolis

TRIPOLIS/GENF dpa/dapd/taz | Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen haben erneut die Europäische Union und die Nato um Hilfe bei der Rettung von Bootsflüchtlingen aus Libyen gebeten. „Unsere klare Botschaft ist: Wartet nicht auf ein Notsignal, fahrt sofort hin, schaut, ob die Menschen Hilfe brauchen und rettet sie“, sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, am Dienstag in Genf.

Das UNHCR appellierte nach eigenen Angaben nicht nur an die EU-Staaten, sondern wandte sich auch an die Nato, um deren Kapazitäten für die Hilfe für Bootsflüchtlinge zu nutzen. „Wir haben sie auf die Notlage hingewiesen“, sagte Fleming. Immerhin seien seit dem 25. März rund 800 Menschen auf der Flucht aus Libyen ertrunken. Allein am vergangenen Freitag sei ein Boot mit 600 Menschen vor Tripolis gekentert. Die britische Zeitung Guardian hatte berichtet, dass 61 Flüchtlinge ums Leben gekommen sein sollen, weil sie von Schiffen und Flugzeugen der Nato nicht gerettet wurden. Die humanitäre Situation in Libyen werde immer schlimmer. Fast eine dreiviertel Million Menschen sei seit Beginn der Kämpfe Mitte Februar aus dem Land geflohen, sagte auch die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos am Montag in New York. Weitere 65 000 Libyer seien im eigenen Land auf der Flucht. Für viele gebe es kaum Nahrung und Wasser und nur unzureichende medizinische Versorgung.

Bei Nato-Luftangriffen auf Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind in der Nacht zum Dienstag vier Gebäudekomplexe bombardiert worden. Laute Explosionen waren in der Stadt zu hören und Rauchsäulen stiegen über einem weitläufigen Anwesen der Familie von Machthaber Muammar al-Gaddafi auf. Wenige Stunden vor den Luftangriffen kam es im Osten des Landes zu heftigen Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen. Die Aufständischen in der Küstenstadt Misurata drängten nach eigenen Angaben die Truppen Gaddafis aus den Randbezirken zurück. Die Rebellen lieferten sich auch südlich der Stadt Adschdabija heftige Gefechte mit Regierungstruppen.