Nazis raus – zum 1. Mai

Bis zu 1.000 Neonazis wollen am 1. Mai in Dortmund demonstrieren. Der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus befürchtet, dahinter stecke eine Strategie zur Eroberung des Ruhrgebiets

VON KATHARINA HEIMEIER

Rechtsextreme wollen den Schwerpunkt ihrer Aufmärsche am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, auf Dortmund legen. Während beispielsweise in Nürnberg lediglich rund 350 Demonstranten erwartet werden, sind es in Dortmund bis zu 1.000. Unter ihnen sollen auch der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt und der Kopf der militanten Neonazis, Christian Worch, sein.

„Das wird die größte Neonazi-Demo der letzten Zeit – ich befürchte fast seit 1945“, sagt Friedrich Stiller, Sprecher des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus. Schon vor dem 1. Mai wollen die Rechten Kundgebungen in Essen und Paderborn veranstalten.

Der Dortmunder Arbeitskreis, in dem unter anderem Kirchen, Gewerkschaften und Parteien organisiert sind, will am 1. Mai mit einer Doppelstrategie gegen die Demo der Rechten in der Innenstadt Ost und dem Ortsteil Brackel vorgehen: Während der DGB-Vorsitzende Michael Sommer auf einer Kundgebung in der Stadtmitte sprechen wird, soll es nachmittags ein Bürgerfest in „relativer Nähe zu dem Aufmarsch“ geben, wie der evangelische Pfarrer Stiller ankündigt.

„Die Rechten dürfen nicht den Eindruck haben, dass ihnen der Stadtteil ausgeliefert wäre“, sagt Daniela Schneckenburger, Landesvorsitzende der Grünen und Dortmunderin. Auf seine traditionelle 1. Mai-Veranstaltung will der DGB dennoch nicht verzichten. „Wir lassen uns von den Neonazis nichts diktieren“, sagt Eberhard Weber, Vorsitzender des DGB im Östlichen Ruhrgebiet.

Hinter der Konzentration der Rechten auf Dortmund steckt nach Stillers Ansicht Strategie: „Dortmund und der 1. Mai – genau diese Mischung deutet daraufhin, dass die NPD langfristig das Ruhrgebiet erobern will.“

Im Aufruf der Rechten zur Demonstration heißt es: „Der 1. Mai hat Kristallisationspunkt für die sozialen Forderungen unseres Kampfes zu sein.“ Der Tag der Arbeit ist nach Ansicht von Wolfgang Dreßen, Leiter der Arbeitsstelle Neonazismus an der Fachhochschule Düsseldorf, von den Rechten bewusst gewählt worden. „Die Nazis haben den 1. Mai 1933 zum Staatsfeiertag gemacht“. Auch die antikapitalistischen Phrasen in dem Aufruf wie „Das Kapital kassiert, das Volk blutet!“ sind seiner Ansicht nach geschichtlich einzuordnen. „Die Nazis vor 1933 sind auch antikapitalistisch aufgetreten“, sagt Dreßen.

Doch es handele sich um einen „verqueren Antikapitalismus“, der in Zusammenhang stehe zu der von den Nazis geprägten Formulierung vom „schaffenden und raffenden Kapital“. Dabei seien unter dem positiv besetzten „schaffenden Kapital“ Industrieunternehmen wie Krupp und deren Arbeiter verstanden worden, während das „raffende Kapital“ klar antisemitisch konnotiert wurde.

Der antikapitalistische Kurs der Rechten ist nach Ansicht von Dreßen eine „gefährliche Strategie“, wie er sagt. „Damit kann man viele Leute ansprechen.“