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Archiv-Artikel

Unschwangere Première Dame

Das diesjährige Filmfestival von Cannes muss am Mittwoch ohne Carla Bruni beginnen. Die Präsidentengattin hat kurzfristig ihr Kommen abgesagt. Sie sollte an der Seite von Woody Allen und den anderen DarstellerInnen von „Midnight in Paris“ im Blitzlichtgewitter die berühmten Stufen erklimmen. Die Filmwelt wird ihre Abwesenheit verschmerzen, denn ihr erster kurzer Auftritt als Schauspielerin geht den Kritikern zufolge kaum in die Kinogeschichte ein. Trotzdem wird über die Gründe ihrer Absage mächtig spekuliert.

Die Gerüchte, wonach sie mindestens im dritten Monat schwanger sei, halten sich hartnäckig und werden laufend durch neue Indiskretionen aus ihrem Bekanntenkreis genährt. Muss sich die 43-Jährige, die aus einer früheren Beziehung schon einen zehnjährigen Sohn hat, auf Anraten der Ärzte besonders schonen, oder hat sie vor den Fotografen der Weltpresse gewisse neue Rundungen zu verbergen? Offiziell reagiert der Élysée mit der lapidaren Antwort: „Kein Kommentar zum Intimleben“ des Präsidentenpaares.

Kein Geheimnis macht „Carlita“ jedoch daraus, dass sie ihren Mann nach Kräften bei einer Kandidatur für eine Wiederwahl in einem Jahr unterstützen will. Während sie noch 2009 hoffte, dass dieser nach einem Mandat genug hätte, sagte sie nun in einem Talk mit LeserInnen der Zeitung Le Parisien: „Für Frankreich wäre es besser, wenn er weitermacht. Es braucht ihn mit seiner Energie, seiner Aufopferung und seiner Kraft“. Im Übrigen sei sie eine „Ultra-Sarkozystin“ und „wirklich, aber nun wirklich keine Linke mehr“, versichert Carla Bruni. Das glaubt man ihr aufs Wort. Weniger sicher sind sich gegenwärtig die Mehrzahl der Französinnen und Franzosen, ob eine zweite Amtszeit ihres Gatten so dringend nötig sei.

Würde daran die frohe Botschaft einer Niederkunft im Präsidentenpalast etwas ändern? Kommunikationsberater kalkulieren schon die Punkte, die sich damit bei den Herzen der WählerInnen gewinnen ließen. Noch nie ist nämlich bisher ein amtierender Staatschef der französischen Republik in Ausübung seines Amtes Vater geworden. 5 Prozent plus sagen die Umfragen dem werdenden Papa schon voraus. RUDOLF BALMER