PROTESTE GEGEN RB LEIPZIG : Schwarzmalerei an der Alten Försterei
Die Fans des 1. FC Union Berlin gelten als strikte Bewahrer der eigenen Vereinstraditionen. Kommerz und Kapital werden auf den Tribünen des Stadions An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick kritisch beäugt. Insofern erfüllt der vom österreichischen Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz mit großzügigen Finanzmitteln ausgestattete Klub RB Leipzig die Kriterien eines klassischen Feindbilds für die Union-Anhänger.
Zu sehen war die ausgeprägte Abneigung gegen RB am Sonntagnachmittag in Köpenick. Kurz vor Spielbeginn gegen RB stülpte sich ein Großteil der 19.000 Zuschauer schwarze Regenponchos (Fotos: dpa) über. Trauer und Protest gleichermaßen sollten die in dunkles Plastik gehüllten Besucher symbolisieren. Die Aktion lief unter dem Motto: „In Leipzig stirbt die Fankultur.“ Zudem wurde auf den Tribünen – mit Ausnahme des Gästeblocks – die ersten fünfzehn Minuten des Spiels geschwiegen.
Ideengeber für die Protestaktion, für die in Union-Fankreisen zuvor Geld gesammelt worden war, ist die Unioner-Ultra-Gruppierung „Wuhlesyndikat“. Rückendeckung für ihre Choreografie bekamen die Union-Anhänger auch von den Verantwortlichen des Vereins. So sagte Präsident Dirk Zingler vor dem Spiel, angesprochen auf die bundesweite Abneigung gegenüber RB Leipzig, der Berliner Morgenpost: „Ich kann das sehr gut verstehen. Fußball ist für mich mehr als das Erzielen von Erfolg durch maximalen Kapitaleinsatz. Sich zu einem Verein zu bekennen, hat etwas mit Herkunft, gemeinsam erlebter Geschichte, auch über Generationen hinweg, zu tun.“
In Leipzig sorgte die offene Ablehnung nicht für Irritationen. RB-Trainer Alexander Zorniger nahm das Ganze eher sachlich auf: „Wahnsinn, dass uns zu Ehren sich das ganze Stadion schwarz einfärbt. (…) Aber warum supporten die nicht viel mehr ihre eigene Mannschaft, als sich auf uns zu konzentrieren.“ (taz)