Deutsche Wirtschaft bleibt in Männerhand

Frauen besetzen nur 15,4 Prozent der Stellen im mittleren Management und nur 3 Prozent der Vorstandsposten

BERLIN taz ■ Frauen sind in der deutschen Wirtschaft unterrepräsentiert: Sie besetzen derzeit nur 15,4 Prozent der Posten im mittleren Management, wo sie meist die Einkaufs-, die Personal- oder die PR-Abteilung leiten. Zwar hat sich der Anteil von Frauen damit im Vergleich zu vor zwölf Jahren verdoppelt – eine weibliche Übernahme ist das aber noch lange nicht. Denn: In den obersten Positionen sitzen beinahe ausschließlich Männer.

Das zeigt eine Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes Hoppenstedt. Seit 1995 erfasst er die Präsenz von Frauen im Management. In diesem Jahr hat er die Daten von 225.000 Unternehmen ausgewertet. Fazit: Je größer das Unternehmen, umso weniger Frauen steigen in die Führungsetage auf.

Im Schnitt sind in Großunternehmen nur 11,8 Prozent der Manager weiblich. Ganz nach oben kommen dabei die wenigsten. Von den 10.000 Vorständen großer deutscher Unternehmen sind gerade mal 300 Frauen – 3 Prozent. Bei den 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex – also der ersten Börsenliga – gibt es derzeit überhaupt kein weibliches Vorstandsmitglied.

Etwas anders sieht es in den Aufsichtsräten aus: Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, gehört zu den Aufsehern des Versicherungskonzerns Allianz und des Chemieunternehmens BASF. Allerdings ist sie dort die einzige Frau auf der Anteilseignerseite. Die meisten weiblichen Aufsichtsräte seien Vertreter der Arbeitnehmer, erklärt die Hamburger Wirtschaftsprofessorin Sonja Bischoff. Sie untersucht seit 20 Jahren die Berufswege von Frauen und sagt: „Es tut sich nicht viel.“

An den Eigenschaften der Frauen liegt es nicht. Sie sind genauso gut ausgebildet wie Männer. „Oft sind ihre Schulzeugnisse und Studienabschlüsse sogar besser“, meint Elke Holz von der Vereinigung für Frauen im Management. Das ist ein Netzwerk, über das Frauen Frauen helfen sollen. Denn eines hätten die männlichen Kollegen ihnen voraus – „Männerbünde“, sagt Holz. Da werde „mal diese, mal jene Position dem Freund angeboten“. Freilich seien Männer auch Konkurrenten: Meist brächten sie den Freund dann nicht in der eigenen Firma, sondern im Tochterunternehmen oder beim Zulieferer unter. Holz hält es für eine „Verschwendung von Ressourcen“, wenn qualifizierte Frauen auf dem Weg nach oben verloren gingen.

Frauen seien sogar die besseren Führungskräfte, heißt es oft. Sie hätten das Team besser im Blick und motivierten ihre Mitarbeiter stärker. „Nix da“, sagt Professorin Bischoff. Das seien überkommene Thesen. Der Unterschied: Frauen hätten noch andere Dinge im Kopf als den Job. Chef sein wollten nur wenige. Ihr Fazit: „Die wenigen, die wollen, sollten die Firmen auch lassen.“ HANNA GERSMANN