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Archiv-Artikel

„Kleckereffekte“

WOHNUNGSNOT Politiker und Experten diskutieren darüber, wie man Wohnungslosigkeit beendet

Volker Busch-Geertsema

■ 54, Projektleiter der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung, forscht zu Wohnungspolitik.

taz: Herr Busch-Geertsema, wie kann man die Wohnungslosigkeit in Hamburg halbieren?

Volker Busch-Geertsema: Man muss einerseits verhindern, dass Menschen aus ihren Wohnungen geräumt werden, aber auch dass sie aus Haft oder Kliniken in die Wohnungslosigkeit rutschen. Außerdem müssen Barrieren bei der Wohnungsversorgung überwunden werden. Es braucht einen klaren politischen Willen und genaue Zielvorgaben.

Was ist in der Hauptgrund dafür, dass Menschen ihre Wohnung verlieren?

Das sind finanzielle oder psychische Probleme wie z.B. Sucht. Deshalb braucht man auch wohnbegleitende Hilfen, wenn man Menschen wieder in Wohnungen bringen muss oder Wohnungslosigkeit verhindern will.

Ist es möglich, dass jeder einen festen Wohnsitz hat?

Es wird immer einen Rest Menschen geben, die z.B. gerade zugewandert sind, wo die Wohnung abgebrannt ist oder etwas Unvorhergesehenes passiert ist. Das kann aber durchaus ein Minimum sein.

Ist es in kleineren Städten einfacher, für ausreichend Wohnraum zu sorgen?

Es ist dort übersichtlicher und damit einfacher, die Einflussfaktoren zu kontrollieren. In einer großen Stadt ist das schwieriger, aber dafür haben Großstädte oft mehr Mittel zur Verfügung.

Was sind die größten Hindernisse für diese Menschen, eine Wohnung zu finden?

Die Situation am Wohnungsmarkt ist sicher die größte Schwierigkeit, vor allem die Zugangsbarrieren, die es für Wohnungslose gibt. In der Konkurrenz mit anderen landen sie immer an hinterster Stelle.

Was kann man gegen diese Zugangsbarrieren machen?

Man kann Belegungsrechte nutzen und neue schaffen. Es gibt Ankauf-Programme, freie Träger, aber auch Stiftungen können selbst Wohnraum schaffen.

Wer sollte sich um ausreichend Wohnungen für alle in der Stadt bemühen?

Nicht nur der Bereich Soziales, sondern auch Bereiche wie Jugend, Wohnungsbauförderung und Wohnungsunternehmen selbst sind da zuständig und sollten alle zusammen arbeiten.

Was muss in der Politik gemacht werden?

Die Politik muss eine richtige Strategie entwickeln, das geht nicht mit Einzelmaßnahmen, sondern alle müssen an einem Strang ziehen. Ansonsten bleibt es bei kleinen Kleckereffekten.

INTERVIEW: JELENA MALKOWSKI

Podiumsdiskussion „Das Ende der Wohnungslosigkeit“: 19 Uhr, Herz As, Norderstraße 50