: Luft etwas weniger zu dreckig
VERKEHR Mit der Umweltzone wird die Luft sauberer. Für die Einhaltung der Grenzwerte reicht es aber nicht
Die Berliner Luft wird voraussichtlich auch in diesem Jahr nicht so sauber sein, wie die Europäische Union das vorsieht. Schon mit Stand vom 11. Mai sind einige Messstellen in der Innenstadt kurz davor, zu viele Überschreitungstage zu melden: An 33 Tagen war die Luft am Mariendorfer Damm stärker verschmutzt als erlaubt, an 31 Tagen in der Neuköllner Silbersteinstraße. Erlaubt sind jährlich höchstens 35 Tage.
Trotzdem zog die Senatsverwaltung für Umwelt gestern eine positive Bilanz der zweiten Stufe der Umweltzone. Sie gilt seit 2010, seitdem dürfen nur noch Autos und Lkws mit grüner Plakette oder Ausnahmegenehmigung in die Innenstadt. „Etwa zehn Überschreitungstage wurden 2010 durch die Umweltzone eingespart“, sagt Martin Lutz, Leiter des Gebiets Luftreinhalteplanung. Sieben von 14 Messstationen meldeten 2010 mehr als 35 Tage, an denen zu viel Feinstaub in der Luft war.
Feinstaub sind kleinste Staubteilchen mit einem Durchmesser von weniger als 10 Mikrometern. Sie werden eingeatmet und teilweise nicht wieder ausgeschieden – das macht sie gefährlich. Feinstaub gilt als ein Auslöser für Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen.
Deshalb, so Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei), sei mit der Umweltzone auch das Gesundheitsrisiko gesunken. So habe sich der Ausstoß von Dieselrußpartikeln gegenüber einer Entwicklung ohne Umweltzone halbiert, der Ausstoß an Stickoxiden sei um 20 Prozent gesunken.
Befürchtungen, dass die alten Fahrzeuge nun außerhalb der Umweltzone die Luft verschmutzten, widersprach Lutz. So liege der Anteil von Pkws mit grüner Plakette in der Umweltzone bei 97,3 Prozent, außerhalb seien es 96,6 Prozent. Daher würden auch Anwohner, die nicht in der Umweltzone leben, von ihr profitieren.
Die nicht eingehaltenen Grenzwerte begründet die Senatsverwaltung mit den vergangenen Wintern. Lange Kälteperioden, in denen viel geheizt würde, verstärkten die Luftverschmutzung. Zudem gebe es bei kaltem Wetter meist nur wenig Wind, so dass sich die verschmutzte Luft nicht verdünne.
Das sieht grundsätzlich auch Martin Schlegel, Referent für Verkehrspolitik beim Umweltverband BUND Berlin, so. „Mit der Umweltzone kann man natürlich nur einen Teil der Belastung beeinflussen.“ Die Wirkung der Umweltzone bezeichnet er zwar als „erfreulich“. Dennoch seien weitere Maßnahmen notwendig und möglich: „Gerade auf den Hauptverkehrsstraßen wie dem Mariendorfer und Tempelhofer Damm könnte man die Zahl der Fahrspuren reduzieren und Tempo 30 einrichten.“
Die Umweltsenatorin fordert indes strenge Vorgaben von europäischer Ebene. So müssten Grenzwerte für Hausheizungen wie Ofenheizungen und strengere Abgasnormen für Fahrzeuge eingeführt werden. S. BERGT