CUVRYSTRASSE: DIE RÄUMUNG NACH DER RÄUMUNG
: Ausgebrannt

Die Odyssee der Bulgaren und Rumänen geht weiter. Nach dem Brand auf der Cuvrybrache und der anschließenden Räumung hatten 30 bis 40 Leute am Wochenende auf einer Wiese in der Cuvrystraße campiert. Am Montag löste die Polizei dieses Lager auf Anforderung des Bezirksamts Friedrichhain-Kreuzberg auf. Am Nachmittag saßen die Menschen wieder auf der Straße.

Für einige, die schon in der Eisfabrik-Ruine an der Spree gewohnt hatten, war es die dritte Räumung. Die Polizei war mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. Bei ihrem Eintreffen rückten die Wohnungslosen unter einem aufgespannten Tuch zusammen. Die Polizei sperrte den Bereich ab und hielt auch Journalisten auf Distanz. Von Pfiffen und „Haut ab“-Rufen begleitet, türmten die Uniformierten Matratzen, Tüten und Einkaufswagen mit der Habe der Betroffenen zu einem Haufen. Andere Beamte redeten auf die Rumänen und Bulgaren ein, bis diese die Wiese freiwillig räumten. Zuvor hatten ihnen Mitarbeiterinnen der sozialen Wohnungshilfe Listen mit bezirksübergreifenden Fachstellen für Wohnungsnotfälle in die Hand gedrückt. Die Polizei steuerte BVG-Fahrscheine bei.

Ein Polizeisprecher sagte später, die Wohnungslosen seien von Unterstützern aufgestachelt worden. Ursprünglich hätten sie gleich freiwillig gehen wollen. Dazu sagte eine Unterstützerin entrüstet: „Diese Menschen wissen überhaupt nicht mehr, wohin. Wir unterstützen sie, aber wir sind genauso ratlos wie sie.“

Die verteilten Listen seien nichts wert, sagte eine Anwohnerin. Sie unterstützt nach eigenen Angaben vier bulgarische Familien mit elf Kindern, die bis zum Brand auf der Brache lebten. Die angegebenen Ämter habe sie trotz mehrfacher Versuche telefonisch nicht erreichen können.

Und nun? Obdachlosenheime nehmen Familien mit Kindern in der Regel nicht auf. Und Camps in Kreuzberger Grünanlagen räumt die Polizei aufgrund eines Daueramtshilfeersuchens des Bezirksamts sofort, so der Polizeisprecher. PLUTONIA PLARRE

Foto: Christian Mang