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Archiv-Artikel

Endlich ein Platz an der Sonne

In Frankfurt (Oder) wurde die erste von drei Solarfabriken eröffnet. Sie sollen die 1.600 Arbeitsplätze bringen, die sich die Stadt einst vom Bau der nie fertiggestellten Chipfabrik versprochen hatte

VON UWE RADA

Großer Bahnhof für eine kleine Fabrik, das kennt man inzwischen im wirtschaftsschwachen Osten Deutschlands. Wenn aber eine Firma, die nur 60 Arbeitsplätze schafft, neben dem Oberbürgermeister auch den Ministerpräsidenten und den Bundesminister für den Aufbau Ost auf Trab bringt, muss es sich um etwas ganz Besonderes handeln – um Zukunft. Von der verspricht sich das arg gebeutelte Frankfurt (Oder) tatsächlich eine ganze Menge: Gestern wurde nun die erste der drei Solarfabriken eröffnet. Die Odersun AG begann die Produktion von Solarmodulen mit zunächst rund 30 Mitarbeitern im Technologiepark Markendorf.

Die Inbetriebnahme sei ein gutes Beispiel dafür, dass die Photovoltaik-Industrie in den neuen Bundesländern boome, sagte Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bei der Eröffnung. Nomen ist Omen, freut sich Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) über die Solarfabrik „Sun One“. Andere sind noch euphorischer. „Über Frankfurt geht die Sonne auf“, hört man immer wieder, wenn es ums Thema Solarproduktion in der Stadt geht.

Tatsächlich ist Odersun erst der Anfang. Mit den Solarfabriken von Conergy und First Solar, die in den nächsten Wochen mit der Produktion beginnen, sollen insgesamt 1.600 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist genauso viel, wie sich Frankfurt einst von seiner Chipfabik versprach. Als die geplatzt war, sank die Stadt in eine tiefe Depression. Dass die nun zu Ende ist, da ist sich Stadtsprecher Heinz-Dieter Walter sicher. „Die Technologie, die Odersun zur Marktreife gebracht hat, wurde in Frankfurt selbst entwickelt“, freut er sich. Die sogenannten Dünnschichtsolarmodule sind tatsächlich etwas Besonderes. Mit ihnen können ohne teure Siliziumtechnik Fassaden- und Dachmodule, Module für Solarkraftwerke oder Designer-Taschen mit integrierter „Steckdose“ in jeder Größe und Leistung produziert werden. „Wir sind eine echte Erfolgsgeschichte aus Brandenburg“, freut sich auch Ramin Lavae Mokhtari, Kaufmännischer Vorstand der Odersun AG.

Aus dem Stimmungstief ist man laut Stadtsprecher Walter aber auch, weil das Symbol der geplatzten Hoffnungen ab Sommer ebenfalls für Zukunft steht. Dann wird in die Neubauruine der Chipfabrik die Conergy AG ziehen und Solarmodule für den Weltmarkt produzieren. Und erst dieser Tage überraschte die kanadische Firma 5N Plus mit der Meldung, sie wolle 9 Millionen Euro in den Bau einer 3.800 Quadratmeter großen Fertigungsstätte für Halbleiter im nahen Eisenhüttenstadt investieren. Zunächst 40 Mitarbeiter werden dann die dritte Solarfabrik in Frankfurt, das US-Unternehmen First Solar, beliefern.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) ist optimistisch: „Die Solarregion Brandenburg ist weiter auf Wachstumskurs.“ Er freue sich, wenn die Wertschöpfungskette durch eine neue Ansiedlung in Eisenhüttenstadt verbreitert wird.

Ob die Sonne aber auf Dauer über Frankfurt scheinen wird, ist unklar. Von einem „Cluster“ der Solarenergie spricht in Brandenburg noch keiner. Und auch der Standort der Solarfabriken in Markendorf, einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt, wird der Innenstadt nicht jene Belebung bringen, die sie dringend braucht.