LESERINNENBRIEFE
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Logik des Verlierens

■ betr.: „Die linke Seniorenpartei“, taz vom 20. 9. 14

Sicher muss man im Blick behalten, bei der vorletzten Brandenburger Landtagswahl wurde auch für den Bund gewählt. Das mag einen Teil der 119.000 ehemaligen Linke-Wähler erklären, die diesmal zu Hause blieben. Ein Absturz von 8,6 Prozent für die Linke kann jedoch keinesfalls nur externen Faktoren zugerechnet werden.

Das Nachtflugverbot von 22 bis sechs Uhr ist nicht umgesetzt worden, obwohl ein drohender Volksentscheid die Annahme des Anliegens durch Rot-Rot signalisierte. Kann es sein, mancher Wähler fühlt sich verschaukelt? Es ist eigentlich peinlich für eine linke Partei, dass ein solches Verfahren erst in Gang gebracht werden musste. Praktisch sieht es für meinen Heimatort Gosen so aus, dass die meisten sich die Lärmschutzfenster selber finanzieren und einbauen müssen, falls sie der Minutentakt beim künftigen Fluglärm stören sollte. Und so dürfte es auch anderen Gemeinden gehen.

Vor der Wahl von 2009 warb die Linke für den Ausstieg aus der Kohle, neue Tagebaue sollten nicht eröffnet werden. Kurz vor der Wahl durfte der Wähler erleben, diese Wahlversprechen wurden gebrochen. Allein das Timing dürfte ein erstklassiger Stimmenkiller gewesen sein. Klimaschutz scheint für die Linke eine Nebenrolle zu spielen. Schon in der ersten Hälfte der Legislaturperiode ging der linke Wirtschaftsminister Christoffers auf Werbetour für die Kohlendioxid-Verpressung. Man kann natürlich spotten, dass er klassische CDU-Wähler für die Linke gewinnen wollte. Nur fürchte ich, dass selbst die nicht davon begeistert sind, wenn man tödliche Gase unter ihren Grund und Boden pumpt.

Unterm Strich: In einigen Bereichen war der Politikstil der Linken wenig erquicklich, und offenbar konnten die positiven Politikergebnisse solche Mängel nicht überstrahlen. Warum der SPD ihr Flughafendebakel nicht stärker um die Ohren geflogen ist, wäre genauerer Untersuchung wert. Jedenfalls freue ich mich, dass mit den Grünen und Freien Wählern auch kritisches Potential einzog in Sachen Nachtflugverbot. Von SPD, Linken und CDU als je potenziellen Regierungsparteien ist da wohl wenig Vernunft zu erwarten, auch in Sachen Tagebaue. MARKO FERST, Gosen

Grüne Waldspaziergänge

■ betr.: „Das grüne Rumeiern“, taz vom 22. 9. 14

Eigentlich doch erstaunlich, wie viele Menschen sich noch immer über die Wandlung Kretschmanns und der Grünen wundern.

Schon vergessen? Den Grünen verdanken wir zusammen mit den Genossen die Senkung der Einkommenssteuer für die Besserverdienenden, die Liberalisierung der Hedgefonds, die Hartz-IV-Regelungen, den ersten deutschen Nachkriegseinsatz und und … Jetzt sind sie eben mit dem Asyl-Husarenstück endgültig als „normale“ Partei auf dem Boden des realpolitischen Mainstream gelandet. Und eines muss man den Grünen eben dabei lassen: Wozu die SPD immerhin fast 150 Jahre gebraucht hat, das schafften sie locker in dreißig Jahren.

Das Einzige, was an „Vordenker“ Kretschmann grün ist, mögen die Waldspaziergänge in seiner Heimat Laiz sein. Und er weiß natürlich, dass er inzwischen einen Großteil seiner einstigen Wähler vergrault hat, also schmeißt er sich jetzt folgerichtig an die im Südwesten zahlreiche konservative Klientel ran. Er hat schon so einige Häutungen hinter sich, da kommt es auf eine mehr auch nicht mehr an.

KLAUS-ULRICH BLUMENSTOCK, Stuttgart

Abbild in Lind(ner)-Grün

■ betr.: „Das mieseste Bild“, taz vom 22. 9. 14

Danke für diese offenen Worte. Mit den Grünen ist Deutschland in den Krieg gezogen. Die Grünen haben Hartz IV eingeführt und verschärfen jetzt das Asylrecht. Von der einstmals kräftigen, hoffnungsvollen Partei ist nur noch ein Abbild in Lind(ner)-Grün übrig geblieben. HOLGER MEISCHNER

Grüne dürfen nicht lügen

■ betr.: „Grüne spielen Schwarzer Peter“, taz vom 22. 9. 14

Grüne dürfen nicht dreist lügen. Bei anderen Parteien mag das mal für nötig gehalten werden, bei den Grünen bleibt ohne Glaubwürdigkeit nix übrig.

Und Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina sind nun mal keine sicheren Herkunftsländer, da gibt’s keinen Zweifel.

ROLF SCHMIDT, Gütersloh

Unsolidarisch und unsensibel

■ betr.: „Rollstuhlfahrer muss in der Heimat bleiben“, taz v. 18. 9. 14

Der Artikel hat mich sehr betroffen gemacht, und ich bin entsetzt, wie über die berechtigten Bedürfnisse und Interessen des nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Stefan Fricke hinweggegangen wurde. Vor allem vom unsolidarischen und unsensiblen Verhalten seiner eigenen Fraktion, die ihn wenig zu unterstützen scheint, bin ich enttäuscht.

Die UN-Konvention für Menschen mit Behinderung, von Deutschland 2009 unterzeichnet, scheint ausgerechnet im rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen nicht ernst genug genommen zu werden. Ich weiß, dass die Umsetzung der UN-Konvention im Alltag ein langer Prozess ist. Dennoch sollte nichts unversucht gelassen werden, Herrn Fricke gleichberechtigt an der Dienstreise teilnehmen zu lassen. ULRIKE NAUMANN, Hannoversch Münden