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Archiv-Artikel

Der Bomber von heute für die Kriege von gestern

F-22 US-Militär wollte teuerstes Kampfflugzeug der Welt. Jetzt ist es erstmals im Einsatz

Von cja

BERLIN taz | Früher ging Krieg meist so: Staaten setzten ihre Armeen in Marsch, um miteinander zu kämpfen. Heute hingegen sind Konflikte meist asymmetrisch: Hier eine Armee, da irreguläre Kämpfer und Milizen, verschwimmend mit der Zivilbevölkerung, mobil, ausgestattet mit kleinen Waffen. Stark genug, um zu morden und Terror zu verbreiten, aber viel zu klein, um das ganz große Kaliber gegen sie in Anschlag zu bringen.

Ein solches ist der „Raptor“, Greifvogel, genannte F-22-Bomber, den die USA seit Montag in Syrien zum ersten Mal überhaupt einsetzen. Es ist das teuerste und modernste Kampfflugzeug der Welt, ultrawendig, ultraschnell und fast unsichtbar für den Gegner. Wenn man alle Entwicklungskosten einrechnet, haben die USA fast 74 Milliarden Dollar für das Flugzeug ausgegeben. Es ist vor allem dazu gedacht, aus der Luft andere Flugzeuge abzuschießen, für den Kampf gegen Ziele am Boden aber ist es ungeeignet.

Der Hunger der Militärs war dennoch groß: 800 der F-22 wollten sie ursprünglich, genug, um im Luftkampf mit Armeen wie der Russlands überlegen zu sein. Doch während der jahrzehntelangen Entwicklungs- und Testphase des F-22 zog Amerika in neue Kriege – gegen Terrorgruppen. Die ersten ab 2003 ausgelieferten Exemplare standen vor allem auf den Stützpunkten herum. „Faktisch kämpfen wir in zwei Kriegen, Irak und Afghanistan, und der F-22 hat bisher auf keinem der Schauplätze auch nur eine Mission absolviert“, sagte Verteidigungsminister Robert Gates 2008. Das Weiße Haus wollte die Anschaffung stoppen, doch Militärs und Hersteller machten Druck, es gab erbitterte Auseinandersetzungen um die weitere Anschaffung. Bis 2011 bekam die Luftwaffe 197 der Flugzeuge, die seither auf einen Einsatz warten. In der Zwischenzeit machte der F-22 Karriere als militaristische Ikone in Hollywood-Filmen und US-Serien. Mitte September hatte Syriens Regierung angekündigt, jede Aktion gegen IS ohne ihr Einverständnis als Angriff auf Syrien zu werten. Womöglich deshalb stiegen nun auch F-22-Bomber auf. Die syrischen MIGs blieben am Boden. cja