: Berlin und das Bibliothekssignal
ZLB Kulturstaatssekretär Renner und Bibliothekschef Heller schwören sich auf einen Neubau ein
Erbschaften kann man annehmen oder ablehnen. Berlins neuer Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) hat anscheinend vor, das Erbe der geplanten Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) voll anzunehmen.
Er habe die Debatte um den ZLB-Neubau auf dem Tempelhofer Feld von seinem Amtsvorgänger André Schmitz „vorgefunden“, sagte Renner in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Bibliotheken im 21. Jahrhundert“ in der Amerika Gedenkbibliothek (AGB) am Dienstagabend. Und was da nun unerledigt auf dem Tisch liege, dem gehe er nicht aus dem Weg: „Wir wissen, dass wir eine neue große Bibliothek brauchen, und zwar an zentraler Stelle.“ Renner plädierte für einen weiteren Anlauf für das kürzlich „abgewählte, diffuse“ Kulturprojekt. „Berlin braucht jetzt ein Bibliothekssignal.“
Im Mai 2014 war nach dem erfolgreichen Volksentscheid gegen die Bebauung des ehemaligen Tempelhofer Feldes der Plan für den Neubau einer ZLB fallen gelassen worden. Schmitz, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Bausenator Michael Müller (alle SPD) mussten die Entwürfe für den 280 Millionen Euro teuren Neubau einpacken. Die ZLB ist bis dato auf mehrere Standorte verteilt: in der AGB und in der Stadtbibliothek Breitestraße.
Dass es nicht so locker gehen wird mit „einem zentralen Ort, um zu lesen, zu lernen und zu arbeiten“, weiß auch Renner. Immerhin würden über 50.000 Quadratmeter Gesamtfläche für alle Abteilungen der öffentlichen Bibliothek benötigt. Deshalb müsse sorgfältig geplant werden. Wo der Staatssekretär einen zukünftigen Standort sieht – etwa die im Gespräch befindliche Freifläche rund um die AGB – verriet er nicht.
Dabei half dann auf dem Podium Volker Heller, Vorstand der ZLB. Er erinnerte daran, dass die „Nutzungsstudie“ des Senats neben dem „idealen Standort“ für eine ZLB auf dem Tempelhofer Feld den Blücherplatz, die Adresse der AGB, als „zweitbesten“ Ort empfahl. Es folgten das ehemalige Terminalgebäude in Tempelhof sowie das ICC.
Damit das kommende ZLB-Projekt aber kein Elitebauvorhaben, sondern eines von öffentlichem Interesse wird, forderte Heller „eine breite Debatte, wo die ZLB hinkommen soll“. Bis 2016 müssten jedoch die Würfel für den Standort und über die Investitionskosten gefallen sein.
ROLF LAUTENSCHLÄGER