: Stuttgarter Sündenbock
Früher einmal, da war Fredi Bobic magisch. Er war nämlich als Spieler Schenkel des „Magischen Dreiecks“, mit dem der VfB Stuttgart die Fußballwelt vermaß; Balakow und Elber waren seine Kompagnons in diesem lustigen und sehr unterhaltsamen Spiel. Aber das ist lange her, so etwa 20 Jahre. Mittlerweile hat er es bis zum Sportvorstand beim Verein für Bewegungsspiele Stuttgart gebracht. Doch heute ist Fredi Bobic eine Altlast. Man möchte ihn loswerden. Er hat den sportlichen Misserfolg des Bundesligaklubs zu verantworten.
Der VfB ist nicht so richtig gut in die Saison gestartet und musste gestern Abend dann auch noch bei Borussia Dortmund antreten, dem Erfolgsklub. Das Spiel fand nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt, aber wie immer die Partie auch ausgegangen sein mag, Bobics Kopf rollte schon vorher. Stündlich spitzte sich am Mittwochnachmittag die Lage am Neckar zu, getrieben von Recherchen der Stuttgarter Nachrichten respektive der Stuttgarter Zeitung. Zuerst hieß es, der 42-Jährige werde in der Winterpause entlassen, dann wurde mitgeteilt, er müsse direkt nach dem Spiel in Dortmund seinen Hut nehmen. Es folgte die Meldung, die das jähe Ende der Partnerschaft zwischen dem Tabellenkellerkind und dem ehemaligen Angreifer verkündete: Bobic dürfe nicht mal mehr ins Stadion, hieß es nun. Schließlich hieß es, er sei schon am Morgen per Telefonanruf entlassen worden. Offiziell war seine Demission noch nicht, aber klar war: Bobic hat keine Chance mehr.
Normalerweise wird ja in solchen Fällen der Trainer entlassen – als schwächstes Glied in der Kette der Entscheidungsträger. Aber der Trainer heißt Armin Veh, ist vor der Saison gekommen, zum zweiten Mal. Der Meistertitel 2007, den er mit dem VfB gewann, hat ihn jetzt vor Schlimmerem bewahrt. Veh ist ohnehin überzeugt davon, dass es nur besser werden kann: „Es ist nicht alles schlecht, es fehlen nur die Tore“, sagt er. Und Bobic? Es gehe nicht um Personen, meinte er am letzten Spieltag, sondern nur um den Verein. Ein wenig aufatmen dürfte Bobic aber auch, denn die Anfeindungen der Fans, die ihn zum Sündenbock gemacht hatten, haben ihm zuletzt arg zugesetzt. MARKUS VÖLKER