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Archiv-Artikel

Schon wieder einer aus der FDP-Fraktion

PLAGIATE Auch der Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis soll in seiner Doktorarbeit getäuscht haben. Die Universität Bonn prüft

Von CLH

BERLIN taz/dpa | „Die jüngsten Debatten über die Doktorarbeiten deutscher Politiker haben auch mich für das Thema sensibilisiert.“ So begründet der Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis auf seiner Internetseite die Kontaktaufnahme mit der Universität Bonn. Dort ging am Sonntag beim Dekan der philosophischen Fakultät eine E-Mail ein, in der Chatzimarkakis darum bittet, dass seine Doktorarbeit überprüft wird. Wie seine Fraktionskollegin Silvana Koch-Mehrin wird auch er jetzt mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert.

Bislang haben anonyme Wissenschaftsdetektive auf der Internetplattform „VroniPlag Wikia“ etwa 22 Prozent der Seiten mit Plagiatsfunden markiert. Am häufigsten handelt es sich um sogenannte Verschleierungen, bei denen nicht klar zwischen Zitaten und eigener Leistung des Autors abgegrenzt werden kann. Der Abgeordnete begründet mögliche Irritationen mit den unterschiedlichen von ihm verwendeten Zitierweisen. Chatzimarkakis hat seine Arbeit „Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs“ im Jahre 2000 an der Universität Bonn verteidigt. Der 45-jährige Politiker sitzt seit 2004 im Europaparlament.

Rückendeckung erhält Chatzimarkakis aus der geschwächten FDP-Delegation in Brüssel: „Schluss mit dem Pranger im Netz“, fordert Alexander Graf Lambsdorff. Chatzimarkakis sei ein „kreativer Kopf und mutiger Querdenker“, der es nicht nötig habe, „Textstellen anderer Autoren zu übernehmen, um Ideen zu produzieren“. An der Universität Bonn wird jetzt die Promotionskommission aktiv. Sie entscheide in den nächsten Tagen, ob die Dissertation intensiv geprüft werden muss, sagte ein Sprecher.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat unterdessen die Regierung aufgefordert, für einheitliche Standards im Umgang mit Plagiatsvorwürfen zu sorgen. Nur so könne eine Gleichbehandlung aller Fälle unabhängig vom Ansehen der Beschuldigten gewährleistet sein. Außerdem regt die SPD an, schärfer gegen Plagiate vorzugehen, etwa die Entwicklung einer besseren Prüf-Software zu fördern. CLH