: Der ewige Heiner
Der Moment, in dem Heiner Brand bei der Handball-Weltmeisterschaft 2009 auf den slowenischen Schiedsrichter losgeht, mit erhobener Faust, weil er sich betrogen fühlt. Die Szene, in der Brand 2007 nach dem Halbfinale gegen Frankreich von der Menge in der Kölnarena bejubelt wird. Die Rasur seines riesigen Schnauzers 2004, mit der seine Spieler den Europameistertitel in Slowenien zelebrierten: Der Trainer Brand hat viele Bilder produziert, die sich in die Erinnerung von Handballfans eingefräst haben. Nun geht diese Ära ihrem Ende entgegen. Heute wird der 58-jährige Gummersbacher in der Sportschule Kaiserau das Ende seiner Trainertätigkeit beim Deutschen Handballbund (DHB) verkünden – nach 396 Länderspielen als Trainer und 131 Einsätzen als Spieler.
Die Verdienste, die sich der ewige Heiner um den deutschen Handball gemacht hat, sind unbestritten. Mit Zielstrebigkeit, seiner oberbergischen Sturheit und großem Ehrgeiz und hat er ein Team, das sich nicht für die WM 1997 qualifiziert hatte, zur sogenannten Goldenen Generation geformt, die zwischen 2002 und 2004 viermal in Folge ein großes Finale erreichte, 2004 Europameister wurde und olympisches Silber gewann.
Schon die Weltmeistermannschaft 2007 reichte nicht mehr an dieses Ideal heran. Dennoch war der 29:24-Finalsieg in der brodelnden Kölnarena gegen Polen der Höhepunkt des Brand’- schen Schaffens; seitdem ist er der Einzige, der als Spieler (1978) und Trainer Weltmeister wurde. Über 21 Millionen Zuschauer sahen dieses Finale an den TV-Geräten, nie war Handball in Deutschland populärer als damals. Das Gesicht dieses Triumphes war Brand. Mit diesem Titel sah er seine Mission erfüllt.
Danach zeigte die Kurve der Nationalmannschaft nach unten: Der elfte Platz bei der WM 2011 in Schweden war die schlechteste Platzierung einer DHB-Auswahl in der 73-Jährigen WM-Geschichte. Noch auf dem Turnier wollte Brand hinwerfen, ließ sich aber zu einer Verlängerung überreden. Nun zieht er einen Schlussstrich, mit der Konsequenz, die ihm stets eigen war. Es würde nicht überraschen, wenn er seinen Rücktritt mit einer Generalkritik des deutschen Handballs verbindet. ERIK EGGERS