: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es gibt Menschen, die zerbrechen sich ihren Kopf über Ideale, deren Absolutheit ich nur schwer nachvollziehen kann. Etwa wenn es um den idealen Raum zur Kunstpräsentation geht. Immerhin entstand aus dieser Überlegung einst der White Cube, der perfekt neutrale weiße Raum, in dem Kunst im Nichts zu schweben scheint und nur für sich selbst steht. Doch jedes Ideal ist nur eine Hand breit entfernt vom Wahn. Und in den letzten Jahren komme ich immer häufiger darauf, dass die einzigen, die ein neutraler Präsentationsort wirklich interessiert, KunsthistorikerInnen, GaleristInnen sowie unsichere und faule Menschen sind, die ihre Umgebung und somit sich selbst nicht mitreflektieren können oder wollen. Vielleicht gibt es auch nur die Letzteren.
Was ich allerdings auch zugeben muss, repräsentative Räume, wie sie die italienische Botschaft den Kuratorinnen Alessandra Pace und Marina Sorbello nun zum dritten Mal zur Verfügung stellt, erinnern schon ein wenig an eine Vorhölle. Wie die Räume künstlerisch öffnen, ohne sie brechen? Bunga-Bunga sucht man hier selbstverständlich vergebens. Dafür entdeckt man im Kaminraum die obligatorischen Familienbilder, auf denen Daniela Comani („Eine glückliche Ehe“, 2003–2010) in der Rolle des Ehemanns wie der Ehefrau agiert. Via Lewandowskys groteske Skulptur des auf dem Kopf ausbalancierten toten Wellensittichs („Hansi goes down“, 2009) wird beim Dinner sicherlich nicht alle Gäste erfreuen. Mich dafür umso mehr, genau wie die „Drunk Machine“ von Giulio Delvè im Empfangssaal, die wie auch die Intervention „Es wird besser“ von Luigi de Simone im Hof des neoklassizistischen Baus (1939–41) trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer irren Mischung aus Dürers schroffer „Melancolia“ (1514) und Magrittes beseeltem „L’Empire des lumières“ Hoffnung verspricht.
■ Italiens junge Kunst in der Botschaft, Teil 3; bis 6. November, Montagsführungen nach Anmeldung: eventi.berlino@esteri.it, Italienische Botschaft, Tiergartenstr. 22