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Archiv-Artikel

Die Mischung macht’s

WELTBEAT Von Gospels über Afro-Beat und Americana bis Balkan-Elektro: Bis Ende Mai bringt das Masala Festival zum 17. Mal die vielfältigen Facetten der Musik der ganzen Welt in Hannover zusammen – zum Austausch jenseits von Machtspielen und Konkurrenz

Nur auf eines muss man für eine wirklich gute Masala achten: frische Zutaten

Chili, Minze, Koriander oder Kurkuma, mal süß, mal scharf – jede Region, jeder Ort, jedes Haus stellt sie anders zusammen, nur auf eines muss man für eine wirklich gute Masala achten: frische Zutaten. Über 450 Musikgruppen mit fast 4.000 MusikerInnen aus 85 Ländern hat das nach den indischen Gewürzmischungen benannte Welt-Beat-Festival seit 1995 in Hannover schon zusammengebracht – Feuriges und Süßes, bewährte ebenso wie ungewöhnliche Mischungen. Und ist dabei beständig gewachsen: Aus einem Festival-Wochenende im Kulturzentrum Pavillon ist eine zweiwöchige musikalische Weltreise durch eine ganze Reihe von Spielstätten in Stadt und Region geworden.

Zum 17. Mal laden Christoph Sure, Basti Hofmann und Gerd Kespohl bis Ende Mai Traditionelles und Zeitgenössisches, Orient und Okzident, Norden und Süden zum gleichberechtigten Austausch jenseits von Machtspielen und Konkurrenz an die Leine – und hoffen, damit „ihren kleinen Teil dazu beitragen zu können, dass die Welt ein wenig gerechter und friedlicher wird“. Folgerichtig wird in den kommenden Wochen nicht nur auf der Bühne das vielstimmige Miteinander vorgelebt. In Workshops und Tanzkursen, bei Parties, auf der Masala-Kinderkarawane und auf dem Fest der Kulturen am Neuen Rathaus im Juni kann sich jede/r tatkräftig einbringen, damit am Ende von Masala „das demokratisch verfasste Werk, an dem alle ihren Anteil haben“, steht.

Zum Mitmachen lädt etwa heute Nachmittag das britische A-Capella-Quintett „Black Voices“ mit einem Gesangsworkshop in der St. Martinskirche Benningsen. Von 15 bis 17 Uhr singen die Britinnen Gospels und Spirituals ebenso wie Pop- und Folksongs. Wer lieber tanzt, geht abends zum Schnuppertanzkurs für afrikanische Tänze in den Pavillon. Brasilianische Tänze kann man dort am Dienstagabend lernen, am Mittwochnachmittag schwingt Janete Maria de Souza dann speziell für und mit SeniorInnen das Tanzbein.

Wie man Grenzen aller Art umgeht und durch sie hindurchschlüpft, kann man am Freitag von Robert Pesut alias Magnificio aus Maribor, der europäischen Kulturhauptstadt 2012, lernen. Der Sänger und Schauspieler führt nicht nur nonchalant exjugoslawischen Rock und Balkan-Bläser mit Surf-Gitarren, amerikanischem Folk und Disko-Beats zusammen, sondern spielt ebenso gern mit nur allzu gut bekannten Rollen und unterläuft mit feiner Ironie nicht nur nationalistische Stereotype: im weißen Cowboygewand fordert der Slowene auch Machismo und Homophobie zum, nun ja, Duell?

Zu erleben ist Magnifico morgen Abend gemeinsam mit einem weiteren Grenzgänger, dem Komponisten und Balkan-Elektro-Produzenten Kiril Dzajkovski. Der Mazedonier führt ebenso kunstfertig wie erfolgreich aktuelle elektronische Musik wie Dubstep oder Breaksbeats mit traditioneller mazedonischer Melodik und Istrumentierung zusammen. Anschließend laden beide zur Balkan World Party.

Ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals ist auch das Zusammentreffen der New Yorker Hazmat Modine mit der Gangbé Brass Band aus Benin. Die einen verbinden atemberaubend Americana aller Epochen mit Klezmer, Calypso, R&B und Avantgarde-Jazz, die anderen Bigband-Sound mit afrikanischer Tradition. Und am Ende stehen beide Bands gemeinsam auf der Bühne. Auf dass jeder, der immer noch von Grenzen sprechen will, sich endgültig lächerlich macht.

■ Hannover: bis So, 29. 5., diverse Orte; Infos und Programm: www.masala-festival.de