„Mit Kopftuchträgerinnen redet keiner“

Autor Feridun Zaimoglu will seinen Platz in der Islamkonferenz für eine Frau räumen

Der deutschtürkische Autor FERIDUN ZAIMOGLU, 42, ist Mitglied der Islamkonferenz. Sein bekanntestes Buch ist „Kanak Sprak“.

taz: Herr Zaimoglu, Sie sind Mitglied der Islamkonferenz und haben angeboten, Ihren Stuhl zu räumen. Warum?

Feridun Zaimoglu: Bei der Konferenz wird der Islam in zwei Lager geteilt. Es gibt die Konservativen Muslime – die Bösen –, und es gibt die Islamkritikerinnen – die Guten. Die diskutieren über junge, muslimische Frauen, die freiwillig ein Kopftuch tragen. Aber mit den Kopftuchträgerinnen redet keiner. Das ist finde ich schäbig.

Warum findet eine Islamkonferenz ohne Kopftuchträgerinnen statt? Immerhin ist die Kopftuchdebatte ein vieldiskutiertes Thema.

Darüber kann ich nur spekulieren. Wir haben es hier mit Aufklärungsspießern und orthodoxen Spießern zu tun. Eine selbstbewusste, kopftuchtragende Frau passt nicht in deren Weltbild. Denn es sind überwiegend selbstständige Frauen, die sich nicht als Fingerpuppen ausnutzen lassen.

Gibt es denn jemand Bestimmtes, dem Sie Ihren Platz gerne anbieten würden?

Es gibt keine spezielle Kandidatin, die ich nominieren möchte. Aber wenn sich eine fromme Muslimin bei mir meldet, über die sich alle Parteien die Münder zerreißen, dann räume ich sofort meinen Platz. Sie hat ein größeres Recht, an der Konferenz teilzunehmen, als ich.

Aber wenn Sie aus der Islamkonferenz ausscheiden, könnten Sie nicht mehr aktiv in der Debatte mitmischen.

Ich bin kein Parteigänger, kein religiöser Eiferer – ich bin ein Schriftsteller. Ich bin Schriftsteller, der sich einen letzten Rest an Fairness und Gerechtigkeit beibehalten hat.

Haben die anderen Teilnehmer der Islamkonferenz das nicht?

Ich kann es nicht ertragen, wenn man sich parteigängerisch verhält. Auch die sogenannten Frauenrechtlerinnen denunzieren junge Kopftuchträgerinnen. Es sollte nicht um die eigene Selbstdarstellung gehen, aber darum geht es leider. Das ist eine Schande.

INTERVIEW: CIGDEM AKYOL