: Wolfowitz’ Stuhl wankt
Weltbank-Manager und deutsche Entwicklungs-ministerin fordern Rücktritt des Weltbank-Chefs
BERLIN ap/rtr ■ Die Bundesregierung hat sich gegen voreilige Konsequenzen aus dem Korruptionsvorwürfen gegen Weltbank-Chef Paul Wolfowitz ausgesprochen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte gestern, zunächst müssten die Ergebnisse der laufenden Untersuchung abgewartet werden. Möglicherweise werde das Thema am Rande des EU-US-Gipfels in Washington nächsten Montag eine Rolle spielen.
Zuvor hatte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul den Rücktritt des Weltbank-Chefs gefordert. „Die Situation ist so, wie sie sich darstellt, nicht mehr tragbar“, sagte die SPD-Politikerin. Es gehe darum, weiteren Schaden von der Bank abzuwenden.
Wolfowitz wird Günstlingswirtschaft vorgeworfen, weil er seiner Freundin Shaha Riza 2005 zur Beförderung und einem hoch dotierten Job verholfen hat. Der Weltbank-Chef hat bereits Fehler eingeräumt und sich entschuldigt. Die US-Regierung hält zu ihrem früheren Vizeverteidigungsminister.
Ähnlich wie die meisten EU-Staaten fordert eine Gruppe von 42 Weltbank-Managern dagegen den Rücktritt ihres Präsidenten. „Wir glauben, dass er nicht mehr wirkungsvoll führen kann“, heißt es in dem Schreiben an die britische Financial Times. „Es gibt nur noch eine Möglichkeit, wie Wolfowitz dem Auftrag der Bank dienen kann: Er sollte zurücktreten.“ Er habe das Vertrauen und den Respekt der Bankmitarbeiter auf allen Ebenen verloren, eine Spaltung unter den Topmanagern provoziert, ein angespanntes Verhältnis zum Direktorium entwickelt, seine eigene Glaubwürdigkeit beim Thema Regierungsführung beschädigt und einige wichtige Anteilseigner entfremdet.