Schlagende Verbindung

betr.: „Oettinger schwätzt sich raus“, „Widerruf im dritten Anlauf“

Es muss daran erinnert werden, dass die Filbinger-Rede nicht der erste derartige Skandal ist, den sich Günther Oettinger geleistet hat. Nur zwei Beispiele:

Im Sommer 2000 sang Oettinger bei der 160-Jahres-Feier seiner Exverbindung „Ulmia“ in Tübingen alle drei Strophen der Nationalhymne. Ende Januar dieses Jahres verstieg er sich bei einer halböffentlichen Veranstaltung ebendieser schlagenden Verbindung zu der Aussage, dass die Deutschen heute in der „unglaublich schönen Lage“ seien, nur von Freunden umgeben zu sein: „Das Blöde ist: Es kommt kein Krieg mehr.“ Unabhängig davon, dass er offenbar nicht realisiert zu haben scheint, dass sich Deutschland gegenwärtig an Kriegen beteiligt, lässt sich erahnen, was er mit dieser Aussage gemeint hat.

Wenn sich Oettinger etwas vorzuwerfen hätte, würde er nach dem jetzigen Skandal zurücktreten. Das ist aber nicht zu erwarten. Er hat auch nur deswegen von dieser Rede etwas zurückgenommen, weil er dazu genötigt wurde. Es zeichnen sich Parallelen zum „Fall Hohmann“ ab, nur dass Oettinger kein Hinterbänkler ist.

Ich fände es aber falsch, jetzt einen Rücktritt zu fordern. Innerhalb der CDU-Kollegen der momentanen Landesregierung ist Oettinger wahrscheinlich noch das kleinste Übel. Erinnern wir uns an den „Gesinnungstest“! Ich finde, Oettinger soll bleiben, was er ist. Diejenigen, die diese Landesregierung gewählt haben, sollen sich mal klar machen, was sie da alles auf den Thron gesetzt haben. Und den grünen Fans von Schwarz-Grün sei auch noch ein wenig Bedenkzeit gegönnt.

ANDREAS LINDER, Tübingen

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