: Theater um Auslagerung
2.000 Telekom-Angestellte protestieren in Hamburg. Vorstandschef Obermann will nur Delegation vorlassen
Bei einer Demonstration von Telekom-Mitarbeitern haben sich gestern rund 100 Protestler gewaltsam Zutritt zu „Schmidts Tivoli“ verschafft. Sie wollten ihren Vorstandschef René Obermann zur Rede stellen, der in dem Theater an einer Betriebsversammlung teilnahm. Auf dem angrenzenden Spielbudenplatz hatten sich laut der Gewerkschaft ver.di rund 2.000 wütende Mitarbeiter der Deutschen Telekom zusammengefunden, um gegen die geplante Auslagerung von Arbeitsplätzen zu demonstrieren.
Unter der heißen Mittagssonne und dem ohrenbetäubenden Lärm der Protestler kochten die Emotionen hoch. Eine Gruppe von Demonstranten verschaffte sich Zutritt zum Versammlungssaal und skandierte lautstark „Feigling“, bis Vorstandschef Obermann Gesprächsbereitschaft signalisierte. Doch nachdem die Protestler das Gebäude verlassen hatten, ließ er mitteilen, dass er nur mit einer Delegation verhandeln würden: Mit einer aufgewühlten Menschenmenge sei nicht sinnvoll zu diskutieren. Ver.di-Bereichsleiter Jürgen Sauer sagte daraufhin auf der Kundgebungsbühne, Obermann plane „das Lohnleistungsverhältnis um 40 Prozent abzusenken und gefährdet damit ganze Familien. Dass er sich hier nun nicht zeigt, ist ein Skandal.“
Die Hamburger Telekom-Beschäftigten hatten sich zu einer Betriebsversammlung im Congress Centrum (CCH) zusammengefunden und waren dann gemeinsam mit streikenden Kollegen aus dem Umland zum Kundgebungsort nach St. Pauli gezogen. „Wir wenden uns mit dieser Aktion gegen Arbeitsplatzvernichtung, Zerschlagung und Lohndrückerei bei der Telekom“, erklärte ver.di-Sprecherin Sabine Bauer.
Die Telekom will bundesweit 50.000 Mitarbeiter in Gesellschaften unter dem Namen T-Service auslagern. Neben Einschnitten bei den Löhnen plant der Bonner Konzern die Verlängerung der Wochenarbeitszeit. Die bundesweiten Verhandlungen über die Umstrukturierung zwischen Telekom und ver.di wurden unterdessen nach Auskunft der Verhandlungsparteien im pfälzischen Mayschoß ergebnislos beendet. dpa