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Als Musik wird Kindern am liebsten etwas serviert, das von allen Kanten befreit ist, in Harmonie ersäuft und möglichst simpel gehalten ist. Das gilt auch für „Der Notenbaum“, eine von seinen Verfassern „Musical-Hörspiel“ getaufte Bemühung, die am kommenden Freitag Premiere feiert. Mit großem Aufwand und 120 Schülern der Berlin Metropolitan School, wurden kurze Szenen vertont, in denen musikalische Genres vorgestellt werden. Zusammengehalten wird die von Wolfram Eicke getextete und Dieter Faber komponierte Abfolge durch den titelgebenden Notenbaum, dessen Früchte eines Frühlings plötzlich fehlen, als sich Musiker und Komponisten Nachschub holen wollen für ihr Gewerbe. So erklingen Country-Musik, Weisen aus Russland, Rockabilly, natürlich reichlich Schlagerhaftes, solches, was allgemein als kinderliedartig verstanden wird, und schließlich viel zu viele Lieder, die klingen, als seien sie von Rolf Zuckowski verbrochen worden. Man bemüht sich zwar auch um einige Rockrhythmen und sogar einen Anflug von Industrial, aber über allem liegt eine seltsame Vorstellung davon, was denn kindgerecht sei. Kein Wunder, dass das Klischee hier regiert. So wird über einen allzu zahmen Flamenco-Rhythmus gereimt: „Den Spaniern liegt Musik im Blut / Sonne tut den Noten gut.“ Löblich ist zwar der Versuch, Kindern ein einigermaßen großes Spektrum von Musik nahe zu bringen. Ein nicht unerheblicher Teil der Zielgruppe allerdings, ab einem gewissen Alter MTV-geprägt und in einigen Außenseitermusiken ungleich besser geschult als ihre Musiklehrer, dürfte sich nicht ganz ernst genommen fühlen. Für kleinere Kinder aber, am ehesten noch bis in die ersten Jahre der Grundschule hinein, kann „Der Notenbaum“ eine willkommene Abwechslung sein. Schließlich fällt den Lehrplänen hierzulande selten mehr ein als „Peter und der Wolf“.

„Der Notenbaum“: Premiere am 4. 5., 11 Uhr im Admiralspalast, weitere Aufführungen: 5. und 6. 5., jeweils 15 Uhr