„Radfahren muss sicher sein“

Diskussion über den Hamburger Straßenverkehr

■ 35, ist hauptamtliche Mitarbeiterin als Referentin für Verkehr im Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC)

taz: Frau Spott, was kritisieren Sie an der aktuellen Verkehrssituation?

Merja Spott: Dem Autoverkehr wird zu viel Platz eingeräumt. Der Reichtum Hamburgs führt zu einer hohen Dichte an privaten PKWs. Um Fahrradfahrer zu unterstützen, reicht es nicht, Radwege zu bauen, wichtiger sind Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Die sind sicherer, weil Fahrradfahrer dort von den Autofahrern gesehen werden und sie dort nicht wie auf Radwegen von parkenden Autos und Umlenkungen gefährdet werden. Auch große Kreuzungen und Ampelschaltungen müssen an alle Verkehrsteilnehmer angepasst werden.

Wie steht es um die Akzeptanz von Radfahrern?

Relativ schlecht, es bessert sich aber. Je mehr Radfahrer auf der Straße sind, desto größer ist die Akzeptanz. Mehr Radfahrstreifen wären ein wichtiger Schritt, aber die Zuordnung des Verkehrs in die Wirtschaftsbehörde lässt nicht gerade Gutes hoffen. Der Regierungswechsel hat Fortschritte in der Verkehrspolitik erschwert, einiges ist unter Schwarz-Grün angestoßen worden, was jetzt weiter geführt werden muss. Der Elan der neuen Regierung ist bisher verhalten, hoffentlich ändert sich das noch.

Weshalb wäre ein höherer Anteil von Radfahrern am Verkehr wichtig?

Natürlich, um die Umwelt zu schonen. Aber es kommt auch dem Wirtschaftsverkehr zugute, wenn weniger private PKWs die Straße verstopfen, und die Stadtqualität würde wieder zunehmen. Viele Straßen sind durch die hohe Geschwindigkeit und die KFZ-Dichte keine attraktiven Aufenthaltsorte mehr.

Diskussion mit Merja Spott, Olaf Böhme (Fahrradbeauftragter des Senats) und Frank Wiesner (SPD): 20 Uhr, Kultwerk West, Kleine Freiheit 42