MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Das Musik-Sommerloch ist vorbei! Bands und Musikschaffende strömen in die Stadt, alte Bekannte und interessante neue Bands. Gleich Donnerstag hat man die Qual der Wahl: Petra und der Wolf ist Headliner im Schokoladen, organisiert von den rührigen La-Moustache-Leuten, die seit Jahren feine Alternative-Musik in Berlin veranstalten – und auch dieses Mal eine Band in die Stadt holen, die nicht den Rock-Klischees entspricht. Dank weiblicher Besetzung, aber auch dank unkonventioneller Instrumente wie Altsaxofon und Kontrabass, die aber nur bei Bedarf herausgeholt werden. Ansonsten wecken die drei Wienerinnen mit treibend-scheppernden Songs wohlige Erinnerungen an Grunge und Rock der 90er. Vorband: Danso Key. (Schokoladen, Ackerstr. 169, 2. 10., 20 Uhr)

Wenig später (Konzerthopping?) steigt die Flittchenbar im Südblock, das Wohnzimmer-Event von Christiane Rösinger (Lassie Singers, Britta). Diesmal kommt Peter Frost, als Cora weitaus bekannter, der hier „todtraurigen Gitarrenrock“ verspricht. Vielleicht singt er auch ein paar der schönen Cora-Frost-Chansons. Oder das Orchestre Miniature in the Park muss die Stimmung wieder heben: Auf den Spuren von I’m From Barcelona oder den Hidden Cameras flutet es mit Dutzenden Musiker_innen die Bühne, ausgerüstet mit Spielzeuginstrumenten und mitreißender Energie. (Flittchenbar, Südblock, Admiralstr. 1–2, 2. 10., 22 Uhr)

Tags darauf kommen Hundred Waters in die Berghain-Kantine, beim Label von Skrillex unter Vertrag, was schon zu gehässigen bis verwunderten Kommentaren führte – steht er doch für „schrillen Hauruck-Electro“ (laut.de), die Band aus Florida kombiniert elektronische Sounds mit Folk und Texteinflüssen aus der englischen Romantik, oft verträumt, manchmal abstrakt und anarchisch. In Berlin präsentieren sie ihr aktuelles Album „The Moon Rang Like A Bell“ erstmals in Deutschland – mal gucken, ob die Vergleiche mit Stereolab, Four Tet und Björk ziehen. Als Vorband spielen UMA. (Berghain-Kantine, Am Wriezener Bahnhof, 3. 10., 21 Uhr)

Zu guter Letzt: Jay Brannan, Liedermacher mit verdammt schöner Stimme. Bekannt wurde er als Schauspieler in John Cameron Mitchells Plädoyer für etwas mehr Beziehungs- und Sexentspanntheit, „Shortbus“ (2006), zu dessen Soundtrack er auch den Song „Soda Shop“ beisteuerte. Angeblich der am häufigsten heruntergeladene Track einer Filmmusik – keine Ahnung, aber Jay Brannan hat mit seiner Musik seitdem gezeigt, dass das kein One-Hit-Wonder war. Im Frannz präsentiert er sein neues Album „Always, Then & Now“ voller traurig-schöner Folk-Pop-Songs. (Frannz, Schönhauser Allee 36, 7. 10., 21 Uhr)