: OFF-KINO
LARS PENNING
Der britischen Öffentlichkeit ist die 1945 geborene Zeichnerin und Autorin Posy Simmonds vor allem als Cartoonistin von The Guardian bekannt. Hierzulande verbindet man ihren Namen eher mit den Graphic Novels „Gemma Bovery“ (1999) und „Tamara Drewe“ (2007) sowie deren Verfilmungen. In beiden Graphic Novels nimmt Simmonds berühmte literarische Werke („Madame Bovary“ und „Far from the Madding Crowd“) zum Ausgangspunkt ihrer Geschichten, um dann mit spitzer Feder über die Kaste der meist recht gut situierten, kreativen Intelligenz herzuziehen: eine erkleckliche Horde von blöden Selbstverwirklichern und charakterlosen Egoisten. Wirklich sympathisch sind Simmonds’ Figuren nicht – aber zweifellos menschlich in all ihren gnadenlos aufgedeckten Schwächen. Anne Fontaines Verfilmung von „Gemma Bovery“ mildert dies gegenüber der Vorlage ein wenig ab, trotzdem enthält die Geschichte einer verheirateten Engländerin (Gemma Arterton) in der Normandie, die sich aus Langeweile mit einem jungen Schlosserben einlässt, was den literarisch beschlagenen Bäcker des Ortes ein tragisches Ende à la „Madame Bovary“ befürchten lässt, noch genügend ironische Spitzen, um köstlich zu amüsieren (2.–8. 10. Blauer Stern Pankow, 2. 10., Neue Kant-Kinos; 4.–8. 10. Bundesplatz-Kino).
Brad Birds „Ratatouille“ (2007) ist bis heute der beste Animationsfilm des Pixar-Studios geblieben: Vom Beginn des Films, als sich die frustrierte Ratte Remy, die es in Paris unbedingt zum Spitzenkoch der Haute Cuisine bringen will, mächtig enttäuscht über die geringen Ansprüche der Verwandtschaft an die Nahrungsqualität zeigt, bis zum Finale, wenn die Ratten unter Remys Anleitung das titelgebende Gemüsegericht zubereiten, um den fiesen Starkritiker Anton Ego zu erweichen, bietet „Ratatouille“ eine nicht enden wollende Ansammlung von unvorhersehbaren Ideen, liebenswerten Figuren und exzellent getimten Verfolgungsjagden (5. 10., Eiszeit 2).
Kann man den 2007 verstorbenen Ingmar Bergman irgendwie vom Sockel des kinematografischen Übervaters einer ganzen Generation von Filmemachern auf eine menschlichere Ebene herunterholen? Die Dokumentation „Trespassing Bergman“ versucht es, doch von all den berühmten Regisseuren, die – weil sich ihre Filme in Bergmans Film- und Videosammlung fanden – eingeladen wurden, über ihn zu sprechen, findet nur Lars von Trier mit dem ihm eigenen Humor ein paar ketzerische Worte – als der vermutlich größte Bergman-Verehrer überhaupt. Amüsant trotzdem: Dass John Landis Bergman schätzt und Bergman ein Fan der „Blues Brothers“ war, wer hätte es gewusst? (OmenglU, 5. 10., Zeughauskino).