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Archiv-Artikel

Rechte verpassen Zug

In Dortmund demonstrieren 2.000 Menschen gegen den Mai-Aufmarsch von 800 Rechtsradikalen. Nazi-Gegner legen Bahnverkehr lahm und hindern Neofaschisten so daran, in die Stadt zu kommen

AUS DORTMUND SIMON BÜCKLE

Rund 2.000 Demonstranten gingen gestern in Dortmund gegen einen Nazi-Aufmarsch auf die Straße. Sie folgten dem Aufruf des „Antifaschistischen Bündnisses 28.03“ und protestierten gegen eine zeitgleiche Demonstration der rechten Szene. Bundesweit hatten unter anderem „parteifreie Nationalisten“ aus der Region, der NPD-Landesverband Nordrhein-Westfalen und die rechtsextreme „Nederlandse Volks Unie“ zu einem großen Naziaufmarsch aufgerufen. Nach Polizeiangaben nahmen an der Kundgebung der Rechten rund 650 Personen teil, anderen Meldungen zufolge soll es sich lediglich um etwa 100 Personen gehandelt haben.

Parallel hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu einer Mai-Kundgebung in Dortmund aufgerufen. Vor etwa 800 Teilnehmern bezog DGB-Chef Michael Sommer auf dem Platz der Alten Synagoge gegen die Nazi-Demonstration Position: Er forderte ein Verbot der rechtsextremen NPD und kritisierte, dass diese weiterhin in den Landtagen öffentliche Gelder für ihre Ziele erhalte. „Wir kämpfen gegen Rechts und für unsere Freiheit“, sagte der DGB-Chef. Friedlich zogen die Demonstranten weiter zum Familienfest in den Westfalenpark.

Am Rande der Demonstrationen kam es zu Gewalttätigkeiten durch Personen aus dem linken Spektrum: Nazi-Gegner bewarfen die Polizei mit Steinen, warfen Fensterscheiben ein und entzündeten Mülltonnen. Zudem legten sie Hindernisse auf eine S-Bahn-Strecke und setzten diese teilweise in Brand, wodurch der Schienenverkehr im östlichen Ruhrgebiet an manchen Stellen zusammenbrach. Zuvor hatte der Veranstalter des linken Protestzuges die Demonstration auflösen müssen, weil sich Gruppierungen seinen Anweisungen widersetzt hatten. Diese Personen waren daraufhin in Richtung der rechten Kundgebung gezogen, hatten Fensterscheiben eingeschlagen und Mülltonnen angezündet.

Durch den Ausfall der S-Bahn wurden etwa 700 bis 1.000 Nazis aufgehalten, die sich auf dem Weg zu der nationalen Kundgebung befanden. Die Polizei verhinderte, dass die Demonstranten zu Fuß durch die Dortmunder Innenstadt zogen, trieb die Rechten zusammen und wollte sie am Nachmittag mit Bussen zu der Kundgebung bringen. Somit verzögerte sich die geplante Demonstration der rechten Szene durch Dortmunder Straßen um mehrere Stunden.