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Archiv-Artikel

hamburger szene Großer Handball-Bahnhof

Am Rathausmarkt steige ich aus dem gefüllten Bus, entfliehe dem stickigen Dunst und atme ein. Es riecht nach warmen Dosenbier. Der Rathausplatz ist voll, laut und die Sonne bestrahlt die schwitzenden Menschen. Aus den Boxen auf einer Bühne donnern Schlagerhits in die Ohren, und der Diskjockey krakeelt in die gesangsfreien Passagen durch sein Mikro: „Auf geht‘s Hambuuurg, wo sind die Hardcore-Fans?!“ Dort drüben toben sie, ihre Handballhelden erwartend am Fuße des Rathausbalkons. Der HSV Hamburg hat den Handball-Europapokal gewonnen. Und an diesem Montag Mittag ist nun Empfang mit einer Mannschaft auf dem Rathaus-Balkon, wie beim Fußball.

Endlich fährt die Mannschaft vor: Ein knallroter Reisebus schiebt sich hupend die Mö herunter und verschwindet hinter dem Rathaus. Fanchöre erschallen und es flattern die HSV-Embleme über den Köpfen. Mehr und mehr Menschen bleiben stehen und wundern sich, was hier geschieht. Dann bewegt sich etwas oben am Balkon, ein Schatten öffnet die Tür, Gestalten treten hervor: das HSV-Team ist da! Der silberne Pokal blitzt in der Sonne und der Diskjockey dreht auf zum mitsingen: „Ladladiladihoo, ladihoooo!“ Tränen fließen über einige Gesichter.

Wenige Minuten dauert das Spektakel auf dem Balkon, danach setzt es sich unten fort: Die Spieler betreten den Platz und drängen sich durch die Menge Richtung Bühne. Jeder will den Pokal berühren, man schubst und windet sich durch im Gedrängel. Zeit zum Rückzug.

MART-JAN KNOCHE