: Goodbye, Dixi – den Rest erledigen Mikroorganismen
KOMPOST Mobile Toiletten wie der „Goldeimer“ kommen auch ohne Chemie und Wasser aus
Open-Air-Festivals haben in den letzten Jahren großen Zulauf. Millionen, zumeist junge Menschen strömen zu den Happenings. Da wird gefeiert, gelacht, getanzt. Da wir aber auch allerlei Notdurft verrichtet. Genau an dieser Stelle kommt der sogenannte „Goldeimer“ ins Spiel: So heißt eine mobile Toilette, die gänzlich auf Wasserspülung und Chemie verzichtet und stattdessen nur Zugaben von Sägespänen und von Mikroorganismen benötigt. „Die Fäkalien kommen bei unserem ‚Goldeimer‘ nicht mit Wasser in Berührung“, erklärt Malte Schremmer, der in diesem Jahr mit einem Kompagnon das gleichnamige Unternehmen gegründet hat.
Die Kieler bauen und betreiben die Mobiltoiletten. „Wir trennen den Nährstoffkreislauf vom Wasserverbrauch, vermeiden dadurch aufwändige Klärprozesse und praktizieren stattdessen Kompostierung.“ Die Idee zur Produktion des Goldeimers entwickelten die zwei Gründer zusammen mit vier weiteren Geografiestudenten. Im Frühjahr 2013 fing diese Gruppe dann in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt an, die ersten zwei geräumigen, wasserlosen Mobilklos aus Holz zu zimmern. Zudem statteten die Entrepreneure ihre „stillen Örtchen“ mit einem großen Spiegel aus und ließen sie von einer Graffiti-Künstlerin gestalten.
Im Jahr 2013 startete man mit zwei Exemplaren probeweise auf vier Festivals; in dieser Saison waren die Kieler schon mit 20 Toiletten unterwegs. „Die Nachfrage war groß“, blickt Schremmer auf einen erfolgreichen Sommer zurück. Auf vielen Festivals standen die Goldeimer in den letzten Monaten parat. Die anfänglich vor der Saison erwarteten 70 Nutzer pro Goldeimer wurden sogar übertroffen. Manchmal kam es zu langen Schlangen, obwohl der Gang zum nachhaltigen Stuhlgang wahrlich nicht umsonst ist: Jede Sitzung kostet zwei Euro. Dabei gehen 60 Prozent der Gewinne an die NGO Viva con Agua de Sankt Pauli, die Wasserprojekte in aller Welt realisiert.
Wie die anschließende Kompostierung von Urin, Spänen und Kot zertifiziert, abgewickelt und vermarktet werden kann, darüber stehen die Jungunternehmer gegenwärtig noch in Verhandlungen mit Akteuren der Entsorgungswirtschaft und wissenschaftlichen Instituten. Indessen gedeiht das Schilf auf der Goldeimer-Website schon mal – visuell zumindest – prächtig in den Himmel. DIERK JENSEN