piwik no script img

Archiv-Artikel

Zahlungswillige gesucht

2.813 statt 3.210: Der Studiengebührenboykott an der HAW ist knapp gescheitert. An den übrigen Hamburger Hochschulen läuft die Kampagne erst an. Magere Nachfrage nach Studiendarlehen

VON KAIJA KUTTER

Wer an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) studiert und es ablehnt, dafür Gebühren zu zahlen, hat möglicherweise aufregende Maifeiertage hinter sich. Noch bis Montagabend schien es vorstellbar, dass das Quorum für einen Studiengebührenboykott erreicht würde: 3.210 Teilnehmer hatten sich dessen Initiatoren als Ziel gesetzt. Am Donnerstagmorgen vergangener Woche hatten 2.357 Studierende ihre 500 Euro Semestergebühren auf das Anderkonto eingezahlt. Am Montagmorgen waren es 2.735. Bis Mitternacht, zum offiziellen Ende der Kampagne, wurden es dann 2.813 – und die Boykottinitiatoren hatten ihr Ziel um knapp zwölf Prozent verfehlt.

Die eingezahlten 1,4065 Millionen Euro werden jetzt fristgerecht auf das offizielle Gebührenkonto überwiesen. Insgesamt rechnet das HAW-Präsidium mit rund 9,2 Millionen Euro Gebühren, von denen 60 Prozent direkt an die Fakultäten gehen und 40 Prozent für zentrale Verbesserungen in Lehre und Studienberatung reserviert sind. Unter anderem soll damit ein internetbasierter Selbsttest für Studienbewerber entwickelt werden.

„Für uns ist das trotzdem ein großer Erfolg“, sagte Tamani Hansen von der Boykott AG des HAW-Asta. „Wir hätten nie gedacht, dass wir an unserer Hochschule, wo die Studierenden mehr auf Karriere ausgerichtet sind, so nah ans Ziel kommen.“ Dies sei ein Zeichen für die Politik, dass ein „Umdenken“ erfolgen müsse. „Eine große Anzahl von Studierenden hat sich trotz des Drucks nicht abhalten lassen“, kommentierte gestern auch GEW-Chef Klaus Bullan, der die Kampagne unterstützt hatte. Der Senat könne jetzt nicht aufatmen, sondern müsse mit Gegenwind an den anderen Hochschulen rechnen.

An der HAW mit ihren rund 12.500 Studierenden geht das Semester stets einige Wochen früher los als an den anderen Hochschulen. An der Uni Hamburg, der HafenCityUniversität (HCU), der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) und der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) begann erst vor wenigen Tagen die Boykott-Einzahlungsphase, die mit dem Stichtag 8. Juni endet. An der Uni wurden die Gebührenbescheide vor einer Woche verschickt. Bis gestern früh hatten 460 von 10.000 für das Quorum benötigten Studierenden auf das Anderkonto eingezahlt. Die Boykotteure sind dennoch optimistisch: Auch an der HAW hatte die Aktion zaghaft begonnen. Von HfBK und HCU gab es gestern keine Zahlen, in Harburg waren laut Internet-Kontostand des Asta 54 von 1.333 benötigten Mitmachenden zum Boykott entschlossen.

Mit kleinen Zahlen wartete gestern auch das Studierendenwerk auf, das für alle Hochschulen – mit Ausnahme der HAW – die verzinsten „Hamburger Studiendarlehen“ der Kreditanstalt für den Wiederaufbau (KfW) vermittelt. Bis gestern hatten sich dort nur 510 Studierende über den Kredit informiert und nur 69 ihn auch beantragt. Um das Darlehen rechtzeitig zu erhalten, sollten Studierende nach Terminabsprache „bis zum 11. Mai den Vertrag beim Studentenwerk unterzeichnet haben“, sagte eine Sprecherin. Danach würden dann zwei Wochen bleiben, um die Gebühr zu überweisen.