piwik no script img

Angst vor unkontrollierter Eskalation

JEMEN Bei Gefechten im Jemen sterben immer mehr Menschen. USA ziehen diplomatisches Personal ab und fordern Präsident Ali Abdallah Saleh erneut zum Rücktritt auf. Aber der weigert sich beharrlich

SANAA dpa/afp/dapd | Bei einer Explosion in einem Munitionsdepot in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums mindestens 28 Menschen getötet worden. Wie das Ministerium am Donnerstag auf seiner Internetseite zudem mitteilte, gehört das Depot dem Bruder von Scheich Sadek al-Ahmar, Hamid al-Ahmar. Dieser ist Geschäftsmann und Vorsitzender der größten jemenitischen Oppositionspartei. Stammesvertreter und jemenitische Sicherheitskräfte liefern sich seit Tagen heftige Gefechte. Das Verteidigungsministerium teilte überdies mit, dass Jemens Staatschef Ali Abdallah Saleh die Festnahme von Sadek al-Ahmar, des Chefs des Al-Ahmar-Stammes, und von dessen Bruder angeordnet habe.

In der Nacht zu Donnerstag wurden bei schweren Zusammenstößen zwischen Saleh-Anhängern und Stammeskämpfern nach offiziellen und Stammesangaben mindestens 24 Menschen getötet. Mindestens 18 Menschen seien bei Kämpfen zwischen der republikanischen Garde und Anhängern des regierungsfeindlichen Arhab-Stammes in der Hauptstadt Sanaa ums Leben gekommen, teilte ein Stammesvertreter mit. Unter den Toten waren demnach zwölf Gardemitglieder. In einem anderen Bezirk der Hauptstadt wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur Saba bei Kämpfen zwischen Anhängern Salehs und Anhängern des mächtigen Hasched-Stammes zudem sechs Menschen getötet, darunter vier Zivilisten. Damit starben seit Beginn der Kämpfe am Montag mindestens 68 Menschen.

Das US-Außenministerium hat wegen der sich verschlechternden Lage im Jemen Diplomaten zum Verlassen des Landes aufgefordert. Von der am Mittwoch erteilten Anordnung sind die meisten der nicht unbedingt für die Arbeit der US-Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa erforderlichen Mitarbeiter betroffen sowie Familienangehörige der Mitarbeiter der Botschaft. Auch privaten US-Bürgern im Jemen wurde eine Ausreise nahegelegt. „Der Grad der Sicherheitsbedrohung im Jemen ist extrem hoch wegen terroristischer Aktivitäten und Bürgerunruhen“, hieß es in der Warnung des Außenministeriums. Die gewaltsamen Zusammenstöße in Sanaa könnten „ohne Ankündigung eskalieren“.

US-Präsident Barack Obama rief in London Saleh auf, ein vom Golfkooperationsrat ausgehandeltes Abkommen für eine Machtübergabe unverzüglich umzusetzen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen