: Lasst Muslima zu Wort kommen
betr.: „Muslime, lernt die Freiheit des Einzelnen lieben!“, Interview mit Necla Kelek, taz zwei vom 30. 4. 07
Schade, dass in Bezug auf das heiße Thema „Islam“ auch kühlere Köpfe und um Sachlichkeit bemühte Medien tendenziös und unsachlich zu werden neigen. Wie ist es möglich, dass Frau Kelek allerorten Foren geboten werden, während konsequent über betuchte Köpfe hinweg diskutiert und seriöse wissenschaftliche Studien, wie etwa die des Adenauer-Instituts, die besagt, dass über 70 Prozent der Tuchträgerinnen ihr Tuch gänzlich freiwillig tragen, höchstens nur am Rande erwähnt werden?
Ich leite Integrationskurse, in denen mehrere Frauen Tücher tragen und so absolut nicht in gängige Klischees passen wollen. Ich kenne islamische Theologinnen von www.huda.de, die dies ebenfalls nicht tun und das auch mit dem Koran rechtfertigen können. Und ich bin absolut überzeugt, dass inzwischen der überwiegende Teil gerade der jungen Tuchträgerinnen ihre Tücher aus ganz unterschiedlichen Motiven, aber nicht aus Zwang heraus tragen. Warum lässt man diese Frauen nicht zu Wort kommen? Warum lässt man ihr Emanzipationsverständnis nicht gelten?
Das Bild, das Frau Kelek von Muslimen zeichnet, bildet die heutige Realität nicht (mehr?) maßstabsgetreu ab. Nur ein sehr kleiner Teil der Muslime betrachtet den Rest der Welt als „Ungläubige“ und möchte weltweit die „Scharia“ einführen, wie Frau Kelek glauben macht. Was ist übrigens die „Scharia“? Wer hat Frau Keleks Meinung nach hierfür das Interpretationsmonopol – die Taliban? Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass die sogenannte Scharia nicht nur keinen unveräußerlichen, sondern überhaupt keinen Bestandteil des Korans darstellt, sondern erst Jahrhunderte später (durch Männerhand!) entstand und zudem unterschiedlich interpretiert wird.
Ich kenne eine junge, bewusste Muslima, die gegen den Willen ihrer Eltern das Tuch trägt, seit sie 12 ist. Bezüglich des Schwimmunterrichtes hat sie eine feste Meinung, obwohl sie jahrelang von Lehrern deswegen bearbeitet wurde. Erst als diese winzige, 1,45 große Person mit ihrem Fistelstimmchen dem Lehrer erklärte: „Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen – ich schwimme nicht mit!“, ließ man sie in Ruhe. Wobei sie selbstverständlich gerne mitschwimmen würde, wenn ein Schwimmunterricht nur für Mädchen angeboten würde.
Ich möchte auch gerne wissen, in wessen Auftrag die „Wissenschaftlerin“ Kelek unterwegs ist, in deren Buch „Die verlorenen Söhne“, gleich nach dem Kapitel „Islam – eine ‚Herrenreligion‘“, es auf Seite 192 heißt: „Während der Islam eine autoritäre Religion ist (…), fordert Jesus die Menschen auf, „an sich zu glauben“, und ermutigt sie, keine Angst zu haben“. GANDY AMISIS, Hannover