: Schweinebucht NRW
In NRW werden so viele Tiere aus dem Ausland geschlachtet wie nie zuvor: Die Schlachthöfe haben zu hohe Kapazitäten. „Betriebe müssen verkleinert werden“ sagen Tierschützer
von ANNIKA JOERES
Nordrhein-Westfalens Schlachthöfe sind zu groß: Sie verarbeiten mehr Tiere aus dem Ausland als jemals zuvor. Im vergangenen Jahr wurden 2,1 Millionen Schweine importiert, 2000 waren es nur halb so viele. Auch die Zahl der eingeführten Rinder hat sich im selben Zeitraum auf 7.200 versiebenfacht. Dies geht aus einer gestern veröffentlichten Statistik des Landesamtes für Datenverarbeitung (LDS) hervor. Die meisten Tiere werden aus den Niederlanden oder Dänemark geliefert. „Die Kapazitäten der Schlachthöfe sind zu groß“, sagt Leo Krüll vom LDS. Sie hätten viele kleine Betriebe aufgekauft und wären schnell gewachsen. Doch die KonsumentInnen essen jedes Jahr weniger Fleisch und Wurst.
„Diesen Vorwurf kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Meinhard Born, Sprecher des Münsteraner Schlachtunternehmens Westfleisch. In der größten Fabrik Nordrhein-Westfalens werden täglich 15.000 Schweine getötet, knapp 5,5 Millionen – im Jahr 2000 waren es noch 3,5 Millionen. „Wir importieren aber nur einen kleinen Teil von 15 Prozent“, sagt Born. Westfleisch arbeite sehr eng mit den regionalen Erzeugern zusammen. Im Moment herrsche unter den Verbrauchern eine „gelöstere Stimmung“ als noch vor einem Jahr, als das so genannte Gammelfleisch den Appetit verdarb. Deshalb sei die Nachfrage größer.
Die Schlachterinnung will den Argumenten des Münsteraner Massenbetriebs nicht folgen. Sie vertritt die kleinen selbstständigen Schlachter und Fleischer, die nicht an Supermarktketten verkaufen. „Die Riesenkonzerne haben die regionalen Anbieter kaputt gemacht“, sagt ihr Sprecher Peter Toholt. In den vergangenen zehn Jahren habe ein Drittel von ihnen schließen müssen. Weil die Großkonzerne nur auf den Preis guckten, sei es ihnen „weniger wichtig“, wie das Fleisch produziert wird. „Die Transporte sind ethisch sehr bedenklich“. Auch kleinere Schlachter hätten nicht immer eine heile Welt zu bieten. „Aber es gibt auch einen Mittelweg zwischen glücklichen Schweinen und eingepferchten Tieren auf einem Spaltboden.“
Kleinere Schlachthöfe vor Ort fordert auch die Tierschutzorganisation Peta. „Die Tiere werden qualvoll hin- und hertransportiert“, sagt Agrarexperte Edmund Haferbeck. In mehrstöckigen Lastern würden sie tagelang eingepfercht, oftmals ohne Wasser. „Das Spediteurgeschäft ist hochkriminell.“